Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

22 Der Odenwald. 
verschoben wurden, so daß die Schieferschichten unter den ver- 
schiedensten Winkeln zur Horizontalebene liegen. Eine der- 
artige Scholle, bei der die Gesteine in annähernd horizontaler 
Lagerung geblieben sind, liegt östlich einer von Lengfeld nach 
Pfaffenbeerfurth ziehenden Linie; es ist dies das Böllsteiner 
Granitgebiet. Eine Menge kleinerer Schollen liegt an der sog. 
Bergstraße, dem Westrand des Odenwalds, zum Teil aus 
Granit bestehend, wie der Melibokus und der Darmstädter 
Granitklotz, zum Teil fast nur aus umgewandelten Schiefern 
aufgebaut, wie die Scholle zwischen Eberstadt und Roßdorf 
und die Gadernheimer Scholle, zum Teil aus Gabbro, einem 
Eruptivgestein, bestehend, wie die Scholle des Frankenstein, 
deren Gestein durch seinen stellenweise hohen Gehalt an Mag- 
neteisen imstande ist, wie an dem „Magnetstein“ südlich der 
Burg Frankenstein, deutliche Wirkungen auf den Kompaß zu 
äußern. Das Ganze wird dann noch von zahllosen schmalen 
Gängen von Eruptivgesteinen durchzogen, die nach ihrer 
mineralogischen Zusammensetzung und Ausbildung eine große 
Mannigfaltigkeit zeigen und ihrerseits dazu beitragen, die 
Buntheit des geologischen Bilds noch zu erhöhen. Gänge 
bilden außerdem noch die zwei Mineralien Schwerspat und 
Quarz; dies sind jedoch nicht feurigflüssig hervorgedrungene 
Eruptivgesteine, sondern Absätze aus Wasser in meistens nord- 
westlich ziehenden Gesteinsspalten. Durch Abspülung des um- 
liegenden Gesteins wurden diese Spaltenausfüllungen später 
freigelegt und ragen jetzt als äußerst pittoreske Felspartien auf, 
wie der Borstein, Hohenstein und Katzenstein bei Reichenbach 
und die Gänge bei Laudenbach und Reichelsheim. 
Auf dem Granit lagern im Osten und Norden die Schichten 
der sog. Perm= oder Dyaszeit. Sie bestehen aus roten Sand- 
steinen und Konglomeraten, die sich aus Trümmern des Granit- 
odenwalds aufbauen und Zeugen für die oberflächliche Zer- 
störung von dessen Gesteinen durch die Tätigkeit des Wassers
	        
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