Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

26 Der Odenwald. 
kommen in seinen wechselnden Formen zum Ausdruck. Im 
allgemeinen zeigen sich aber wegen der starken Verwitterung 
und Abtragung in den oberen Partien stark gerundete, flach 
gewölbte Formen; nur an den Quarzporphyrbergen der süd- 
lichen Bergstraße sind schroffe Hänge vorhanden, während 
der Quarzporphyr von Groß-Umstadt flache, breitkuppige 
Hügel bildet. An den Berghängen finden sich zum Teil große 
Schuttmassen, an den Mündungen der Bäche flache Schutt- 
kegel, jedoch treten immerhin noch hier und da auch unver- 
witterte Felspartien, wenn auch kleineren Umfangs, zutage, 
wie unter der Spitze des Melibokus, am Magnetstein und nörd- 
lich der Burg auf dem Frankenstein, an der Rimdidim auf der 
Neunkircher Höhe und an anderen Orten, abgesehen von den 
Quarzgängen, die schon weiter oben als wichtiges landschaft- 
liches Element Erwähnung gefunden haben. An manchen 
Stellen freilich finden sich große Massen blanken Gesteins, die, 
nur mit spärlichem Moos oder Flechten überzogen, in der sonst 
überall der Kultur nutzbar gemachten Landschaft einen fremd- 
artigen Anblick gewähren. Dies sind die Felsenmeere, deren 
bekanntestes, größtes und schönstes sich an der steilen Südost- 
seite des Felsbergs gegen Reichenbach abwärts zieht. Fels- 
blöcke von ½—5 chm Inhalt bedecken hier eine Fläche von 
ungefähr 1 ktm Länge und 100—200 m Breite und dienten 
schon zu Römerzeiten ihrer leichten Zugänglichkeit und des 
nach der Bearbeitung schön aussehenden Hornblendegranits 
wegen als Steinbruch, wovon uns noch eine Anzahl mehr oder 
weniger bearbeiteter Stücke an Ort und Stelle, wie die Riesen- 
säule, der Altarstein, der geschrammte Stein usw., Zeugnis ab- 
legen. Sie sind dadurch entstanden, daß der Granit sich durch 
Klüfte in einzelne große Brocken zerteilte, die von den Klüften 
aus an ihrem Umfang verwitterten, worauf bei Wegführung 
des Verwitterungsgruses an den steilen Lehnen der Berge 
die unverwitterten Kerne als große, wollsackähnliche Blöcke
	        
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