Der Odenwald. 33
sich in seinem Gebiet finden und die Bearbeitung der Acker—
felder sehr erleichtern; denn der Buntsandstein liefert wegen
der großen Durchlässigkeit des Gesteins einen trockenen, wasser-
armen Boden, er hält deswegen die Winterfeuchtigkeit nicht,
seiner raschen Erwärmung wegen des geringen Feuchtigkeits-
gehalts steht eine ebenso rasche Abkühlung gegenüber, wodurch
die Saat in Gefahr des Erfrierens kommt, und besonders die
sandigen Partien sind unfruchtbar, weil sie wenig Humus ent-
halten. Auch zu Wiesen ist der Buntsandstein wegen seiner
Trockenheit im allgemeinen wenig geeignet, so daß sich in
seinem Bereich Wiesen nur auf den Alluvionen der Talsohlen
vorfinden. Freilich ist auch noch ein weiterer Grund für den
Waldreichtum des hinteren Odenwalds darin zu suchen, daß
große Teile des Gebiets Standesherren, wie dem Grafen
Erbach-Erbach, Erbach-Fürstenau, dem Fürsten Erbach-Schön-
berg und Löwenstein gehören, die große Strecken sonst brauch-
baren Ackerlandes dem Ackerbau entzogen und als Wald an-
gelegt haben, zum Teil in Form großer umzäunter Wildparks,
wie der Eulbacher Park bei Michelstadt.
Auch die oben geschilderte geringe klimatische Begünstigung,
die Kälte und die heftigen Winde machen aus dem hinteren
Odenwald ein Hauptwaldgebiet. Wie stark diese klimatische
Benachteiligung ist, mögen noch folgende Tatsachen erläutern.
Während die Ernte des Wintergetreides im Gersprenz= und
Weschnitztal in die erste Hälfte Juli, auf den höheren Lagen
des mittleren Odenwalds und im Mümlingtal in die zweite
Hälfte Juli fällt, reift auf den Hochflächen des Buntsand-
steinodenwalds die Winterfrucht erst im August. In der Um-
gegend von Bullau z. B. findet sich nur geringer Obstbau;
die Birne wird überhaupt nicht gezogen, Zwetschen reifen
nicht, und Apfel nur in besonders günstigen Jahren. Ahn-
liche Verhältnisse zeigen die Hochflächen von Vielbrunn-
Breitenbrunn, von Rothenberg, Darsberg usw., auf
Greim, Landeskunde von Hessen. 3