Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

Der Odenwald. 35 
Der Wald hat meist gemischte Bestände, doch wiegt das Laub- 
holz bei weitem vor, und rund ⅜ der Waldfläche sind Laub- 
hochwald, in dem wieder die Buchen eine durchaus herrschende 
Rolle spielen. Dadurch wird auch die Farbenpracht des Oden- 
wälder Waldes erzeugt, im Frühjahr, wenn sich das lichte 
Grün der Buchen von dem dunklen der eingesprengten Nadel- 
hölzer wirkungsvoll abhebt, oder im Herbst, wenn das welkende 
Buchenlaub in den mannigfachsten Farben prangt und jeder 
der vielen an die eingesprengten Acker und Waldwiesen gren- 
zenden Ränder einen neuen Farbeneffekt bietet. Dann be- 
sonders zeigt sich die oft gepriesene Schönheit des Odenwalds 
dem darin Wandernden im hellsten Lichte. 
Die geringsten Bewaldungsprozente weist die breite, das 
Gebirge querende Furche des Gersprenz= und Weschnitztals 
auf, wo der Wald nur 20—300 des Bodens einnimmt. Der 
Alluvialboden und die breite Terrasse, die sich zu beiden Seiten 
des Weschnitztals vor den eigentlichen Gebirgshöhen erhebt, 
geben dem Ackerbau größeren Raum, so daß sich der Wald auf 
die oberen Teile der das Tal begleitenden Gebirgshänge be- 
schränkt, während in den breiten hügeligen Talböden sich wohl 
einzelne Waldparzellen, aber keine zusammenhängenden 
Wälder befinden. 
Die größere Begünstigung durch Boden und Klima im 
vorderen Odenwald zeigt sich nicht nur im Überwiegen des 
Laubwaldes und Auftreten der gemischten Bestände, sondern 
auch in dem Vorkommen einzelner zarterer Pflanzen, wie 
der edlen Kastanie. Wenn auch nicht gerade waldbildend, 
so tritt sie doch häufig und in vielen Exemplaren in der 
Umgebung von Lindenfels und der Vierstöck und an den Ab- 
hängen des Gebirges bei Jugenheim, Auerbach, Heppen- 
heim und Weinheim auf und meidet nur die Talböden we- 
gen der schon erwähnten dort vorkommenden starken Winter- 
fröste. 
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