Der Odenwald. 35
Der Wald hat meist gemischte Bestände, doch wiegt das Laub-
holz bei weitem vor, und rund ⅜ der Waldfläche sind Laub-
hochwald, in dem wieder die Buchen eine durchaus herrschende
Rolle spielen. Dadurch wird auch die Farbenpracht des Oden-
wälder Waldes erzeugt, im Frühjahr, wenn sich das lichte
Grün der Buchen von dem dunklen der eingesprengten Nadel-
hölzer wirkungsvoll abhebt, oder im Herbst, wenn das welkende
Buchenlaub in den mannigfachsten Farben prangt und jeder
der vielen an die eingesprengten Acker und Waldwiesen gren-
zenden Ränder einen neuen Farbeneffekt bietet. Dann be-
sonders zeigt sich die oft gepriesene Schönheit des Odenwalds
dem darin Wandernden im hellsten Lichte.
Die geringsten Bewaldungsprozente weist die breite, das
Gebirge querende Furche des Gersprenz= und Weschnitztals
auf, wo der Wald nur 20—300 des Bodens einnimmt. Der
Alluvialboden und die breite Terrasse, die sich zu beiden Seiten
des Weschnitztals vor den eigentlichen Gebirgshöhen erhebt,
geben dem Ackerbau größeren Raum, so daß sich der Wald auf
die oberen Teile der das Tal begleitenden Gebirgshänge be-
schränkt, während in den breiten hügeligen Talböden sich wohl
einzelne Waldparzellen, aber keine zusammenhängenden
Wälder befinden.
Die größere Begünstigung durch Boden und Klima im
vorderen Odenwald zeigt sich nicht nur im Überwiegen des
Laubwaldes und Auftreten der gemischten Bestände, sondern
auch in dem Vorkommen einzelner zarterer Pflanzen, wie
der edlen Kastanie. Wenn auch nicht gerade waldbildend,
so tritt sie doch häufig und in vielen Exemplaren in der
Umgebung von Lindenfels und der Vierstöck und an den Ab-
hängen des Gebirges bei Jugenheim, Auerbach, Heppen-
heim und Weinheim auf und meidet nur die Talböden we-
gen der schon erwähnten dort vorkommenden starken Winter-
fröste.
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