36 Der Odenwald.
Zu bemerken ist noch, daß die Waldbestände des Oden-
walds die einzigen charakteristischen Tiere bergen, das Auer-
huhn und seltener auch das Birkhuhn, die zur Freude der
Jäger in dem östlichen Teil des Gebirges noch ihre Standplätze
haben, während sich sonst die Tierwelt von der des übrigen
Mitteldeutschland nicht unterscheidet.
Die Bewohner des Odenwalds werden zu den Rhein-
franken gerechnet; Ortsnamen wie Fränkisch-Crumbach,
Frankenhausen usw. deuten ebenfalls auf fränkische Sied-
lungen, wie auch die etwas untereinander verschiedenen
Einzelmundarten des Odenwalds fränkische sind, mit mit-
unter starken Anklängen an altdeutsche Formen. In seinen
physischen Merkmalen ist der Odenwälder nicht wesentlich
von seinen Nachbarn in den umliegenden deutschen Mittel-
gebirgen verschieden; hierzu ist höchstens zu bemerken, daß
schwarze Haare und dunkle, braune Augen vorwiegen. An
Eigenschaften werden ihm ein etwas übermäßig konservativer
Sinn und große Einfachheit in der Lebenshaltung nachgesagt;
beides dürfte heute für die meisten Teile des Odenwalds nicht
mehr ganz stimmen, da die verbesserten Verkehrsgelegenheiten,
sowie auch der dadurch ins Gebirge gebrachte Touristenstrom
manche Anderungen bewirkt haben. Freilich ist noch in den
ärmeren Klassen die Kost einfach, ihr Hauptbestandteil die Kar-
toffel, neben der im östlichen Odenwald auch Heidemehlspeisen,
als Pfannkuchen, Klöße und „Semmeten“, austreten, aber
neben dem selbstgekelterten Apfel= und Birnwein früherer
Zeiten wird helles, ziemlich leichtes Bier einheimischer Braue-
reien und Wein fast überall getrunken und auch sonst ist die
Lebenshaltung im allgemeinen besser geworden.
Die alte Tracht ist vollständig verschwunden; den langen
blauen Rock der Männer, die „Mutze“, der zu Kniehosen,
langen Strümpfen und Schnallenschuhen getragen wurde, den
„Dreimaster", ein an der Krempe dreispitzig zusammen-