Der Odenwald. 37
gebogener Filzhut, sowie den Faltenrock und die Haube der
Frauen wird man selbst in den innersten Winkeln des Gebirges
kaum mehr zu sehen bekommen. Wie die alte Tracht, ist auch
der alte Hausrat und besonders das früher übliche Zinn mit
der Aufschließung des Gebirges fast überall verschwunden und
durch minderwertige neuzeitliche Massenware ersetzt worden;
höchstens in vom Verkehr weniger berührten Gegenden, auf
Höfen bei Seidenbach und Vierstöck, wird man noch Reste des
alten Leinens, der Uhren und des Hausrats finden können.
Die Konfessionen scheiden sich heute noch fast genau nach
der früheren Landeszugehörigkeit; die Mehrzahl der Oden—
wälder ist daher protestantisch, nur die ehemals kurmainzischen
Orte und wenige andere haben überwiegend katholische Be-
völkerung.
Die Haupttätigkeit im Odenwald bildet noch der Ackerbau,
der den überwiegenden Teil der Bevölkerung in Anspruch
nimmt. Die gebaute Hauptfruchtart ist der Roggen (das
„Korn“), der auch die Brotfrucht allgemein abgibt; als Futter-
arten werden die Runkelrübe („Dickwurz“) und Klee in erster
Linie angebaut. Daneben steht aber auch der Wiesenbau
durchschnittlich auf hoher Stufe und liefert reichlich gutes Heu,
und zahlreich werden die Bäche zur künstlichen Bewässerung
der Talwiesen ausgenützt. Zur Düngung wird der in der
Viehzucht gewonnene Mist und besonders die Jauche, „Pfuhl"
genannt, verwendet; wie die Mistkaute ein mit viel Eifer
und Sachverständnis angelegter wichtiger Teil des Bauern-
hofs ist, so ist für den Odenwald der Wagen mit dem
aufgeladenen Pfuhlfaß, im Volksmund scherzweise „der Bien“
genannt, charakteristisch, und das „Bienenstechen“ mit einen
angenehmen Düften hat schon manchen Touristen zur kräf tigen
Beschleunigung seines Wandertritts gezwungen. Neben dieser
Düngung haben die künstlichen Düngemittel erst ganz all-
mählich und noch lange nicht überall Eingang gewinnen können,