50 Das Rheinhessische Hügelland.
breit und wenig in die Hochfläche eingeschnitten und hat flach
ansteigende Hänge; erst weiter unten liegt die flache Sohle
etwas tiefer unter den steil zu ihr abfallenden Teilen der Hoch-
fläche. Die Selz empfängt nur wenige schwache Nebenbäche,
hauptsächlich von links, und ebenso ist auch das übrige Mainzer
Tertiärbecken arm an fließenden Gewässern und Quellen. Der
Grund liegt in den durchlässigen Gesteinen, die den Boden
zusammensetzen und zu denen gleicherweise Löß, Kalk und
Sand gehören. Nur die tonigen Gesteine sind für Wasser
nicht durchlässig, so daß als Quell- und Grundwasserhorizont
schon seit längerer Zeit der Cyrenenmergel bekannt ist.
Manche Quellen sind übrigens so schwach, daß sie bald nach
ihrem Erscheinen an der Oberfläche wieder versiegen, wie dies
auch viele Bäche während des Sommers tun. Dagegen finden
sich an vielen Stellen trockene Gräben und Trockentäler, die
nur nach stärkeren Regengüssen im Sommer oder bei einer
Schneeschmelze im Winter Wasser führen. Als Beispiel für die
Armut an Wasserläufen möge angeführt werden, daß nach
oberflächlichen Ausmessungen auf dem Blatt Gau-Odernheim
der hessischen Höhenschichtenkarte 1: 25000 — das freilich
infolge der Kartengrenzen recht extreme Verhältnisse dar-
bietet — nur 46,9 km Bachläufe, das sind 0,35 km auf den
Quadratkilometer Land, eingezeichnet sind.
Dieser Wassermangel machte sich in neuerer Zeit noch fühl-
barer, indem augenscheinlich in den letzten Jahrzehnten eine
Senkung des Grundwasserspiegels eingetreten sein muß und
dadurch eine größere Anzahl früher benutzter Brunnen ver-
siegte. Um das nötige Wasser bei Feuersgefahr, für Viehtränke
und Schwemme bei der Hand zu haben, besaß jedes Dorf
früher eine oder mehrere „Dorfweede“, Teiche, meist an drei
Seiten ummauert, an der vierten langsam zur Wasserfläche
abfallend, um ein Eintreiben des Viehs zu ermöglichen. Auch
diese sind größtenteils zugeworfen worden und verschwunden