Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

Das Rheinhessische Hügelland. 51 
und an ihre Stelle sind neuerdings auf Tiefbohrungen ge- 
gründete Gruppenwasserwerke unter tätiger Mithilfe des 
Staates getreten, von denen je eines eine gewisse Gruppe von 
Dörfern zu versorgen bestimmt ist. 
Ein Teil der Quellen gehört, wie das bei der häufigen Gips- 
führung der tertiären Schichten nicht verwunderlich ist, zu den 
Schwefelquellen. So findet sich eine schwache Schwefelquelle 
bei Bechtheim; eine andere bei Oppenheim gab wegen der 
Auffindung eines der Quellnymphe Sirona geweihten rö- 
mischen Denksteins zur Gründung eines Badebetriebs unter 
dem Namen „Sironabad“ Mitte des vorigen Jahrhunderts den 
Anlaß, was aber selbstverständlich erfolglos verlief. 
Reichlicher mit fließenden Gewässern versehen ist nur die 
Südwestecke der Provinz, wo Apfelbach und Wiesbach, aus der 
Bayrischen Pfalz kommend und ständig Wasser führend, der 
Nahe zufließen. 
Fast die ganze Provinz Rheinhessen gehört zum direkten 
Zuflußgebiet des Rheins, der bei Mainz in das Tertiärland 
eintritt und bis kurz vor Bingen darin verbleibt. Er hat sich 
hier ein breites Tal geschaffen; da er geringes Gefälle besitzt, 
ist er stark zerteilt in einzelne Arme, zwischen die sich lang— 
gezogene, beiderseits spitz zulaufende flache Sand= und 
Schotterinseln — „Auen“ — einschieben, die meist mit Gras 
bedeckt und mit Buschwerk eingesäumt sind. Ein Teil derselben, 
besonders bei Mainz, ist jetzt an das Ufer angeschlossen; über- 
haupt sind umfangreiche Strombauten, Buhnen, Leitwerke, 
Strandpflasterungen und Befestigungen und Baggerungen 
ausgeführt worden, um die nötige Fahrwassertiefe in dem 
hier stark versandenden Strom zu erhalten. Denn wir haben 
es hier mit der belebtesten Rheinstrecke zu tun, auf der wegen 
der dichten Bevölkerung der anliegenden Landstriche und 
des weit ausgreifenden Hinterlands Personen= und Güter- 
verkehr zu Schiff in großem Maßstabe sich bewegt. 
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