Das Rheinhessische Hügelland. 51
und an ihre Stelle sind neuerdings auf Tiefbohrungen ge-
gründete Gruppenwasserwerke unter tätiger Mithilfe des
Staates getreten, von denen je eines eine gewisse Gruppe von
Dörfern zu versorgen bestimmt ist.
Ein Teil der Quellen gehört, wie das bei der häufigen Gips-
führung der tertiären Schichten nicht verwunderlich ist, zu den
Schwefelquellen. So findet sich eine schwache Schwefelquelle
bei Bechtheim; eine andere bei Oppenheim gab wegen der
Auffindung eines der Quellnymphe Sirona geweihten rö-
mischen Denksteins zur Gründung eines Badebetriebs unter
dem Namen „Sironabad“ Mitte des vorigen Jahrhunderts den
Anlaß, was aber selbstverständlich erfolglos verlief.
Reichlicher mit fließenden Gewässern versehen ist nur die
Südwestecke der Provinz, wo Apfelbach und Wiesbach, aus der
Bayrischen Pfalz kommend und ständig Wasser führend, der
Nahe zufließen.
Fast die ganze Provinz Rheinhessen gehört zum direkten
Zuflußgebiet des Rheins, der bei Mainz in das Tertiärland
eintritt und bis kurz vor Bingen darin verbleibt. Er hat sich
hier ein breites Tal geschaffen; da er geringes Gefälle besitzt,
ist er stark zerteilt in einzelne Arme, zwischen die sich lang—
gezogene, beiderseits spitz zulaufende flache Sand= und
Schotterinseln — „Auen“ — einschieben, die meist mit Gras
bedeckt und mit Buschwerk eingesäumt sind. Ein Teil derselben,
besonders bei Mainz, ist jetzt an das Ufer angeschlossen; über-
haupt sind umfangreiche Strombauten, Buhnen, Leitwerke,
Strandpflasterungen und Befestigungen und Baggerungen
ausgeführt worden, um die nötige Fahrwassertiefe in dem
hier stark versandenden Strom zu erhalten. Denn wir haben
es hier mit der belebtesten Rheinstrecke zu tun, auf der wegen
der dichten Bevölkerung der anliegenden Landstriche und
des weit ausgreifenden Hinterlands Personen= und Güter-
verkehr zu Schiff in großem Maßstabe sich bewegt.
47