52 Das Rheinhessische Hügelland.
In bezug auf die klimatischen Verhältnisse scheidet sich
Rheinhessen in zwei Teile: die tiefer liegenden Striche gehören
zu den wärmsten Gegenden Deutschlands, hier steigt die mitt-
lere Wärme des Jahres nahe an oder auf 10° C; die Hochfläche
ist selbstverständlich erheblich kälter, Fröste von größerer Stärke
sind häufig im Winter und noch im Frühjahr, so daß man
stellenweise nach französischem Muster mit gutem Erfolg an-
gefangen hat, „Frostwehren“ zu bilden, die das wertvollste
Gut, die Weinreben, durch den von stark qgualmenden Brenn-
materialien erzeugten Rauch vor Frost schützen sollen. Die
Sonnenscheindauer ist sehr groß, die Bewölkung gering, nur
in kesselförmigen Tälern und in nächster Nähe des Rheins
durch die Nebel etwas verstärkt. Besonders charakteristisch ist
die Niederschlagsarmut — unter 50 cm im Jahr —, die Rhein-
hessen unter die niederschlagsärmsten Gegenden Deutschlands
einreiht. Auch fällt im Winter wenig Schnee, so daß die
daraus entstehende geringe Schneedecke oft nicht ausreicht,
um die Wintersaat vor Frösten zu schützen.
Nur ein sehr geringer Teil des Bodens, 4,7% im Jahr 1900,
wird von Wald eingenommen, der sich hauptsächlich im Süd-
westen findet, wo das Waldgebiet der Bayrischen Pfalz auf
den Gesteinen des Rotliegenden in die Provinz hereinreicht,
während im Norden nur bei Ober-Olm und zwischen Mainz
und Ingelheim an der Abdachung der Hochfläche zum Rhein-
tal einige kleine Parzellen vorhanden sind. Hier bildet nämlich
statt des Lösses Flugsand die Bedeckung der Tertiärschichten,
weshalb Acker und Weinberge fehlen und auf dem Flugsand-
boden ärmlicher Kiefernwald steht, in dessen Mittelpunkt sich
der als Mainzer Ausflugspunkt beliebte flache Hügel des
Lennebergs mit Aussichtsturm und prachtvoller Rundschau
auf Rheintal, Rheingau und Taunus erhebt. An den Rändern
des Waldes, besonders in der Gegend von Gonsenheim, Mom-
bach und Budenheim, liegen weitausgedehnte Spargelfelder