Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

52 Das Rheinhessische Hügelland. 
In bezug auf die klimatischen Verhältnisse scheidet sich 
Rheinhessen in zwei Teile: die tiefer liegenden Striche gehören 
zu den wärmsten Gegenden Deutschlands, hier steigt die mitt- 
lere Wärme des Jahres nahe an oder auf 10° C; die Hochfläche 
ist selbstverständlich erheblich kälter, Fröste von größerer Stärke 
sind häufig im Winter und noch im Frühjahr, so daß man 
stellenweise nach französischem Muster mit gutem Erfolg an- 
gefangen hat, „Frostwehren“ zu bilden, die das wertvollste 
Gut, die Weinreben, durch den von stark qgualmenden Brenn- 
materialien erzeugten Rauch vor Frost schützen sollen. Die 
Sonnenscheindauer ist sehr groß, die Bewölkung gering, nur 
in kesselförmigen Tälern und in nächster Nähe des Rheins 
durch die Nebel etwas verstärkt. Besonders charakteristisch ist 
die Niederschlagsarmut — unter 50 cm im Jahr —, die Rhein- 
hessen unter die niederschlagsärmsten Gegenden Deutschlands 
einreiht. Auch fällt im Winter wenig Schnee, so daß die 
daraus entstehende geringe Schneedecke oft nicht ausreicht, 
um die Wintersaat vor Frösten zu schützen. 
Nur ein sehr geringer Teil des Bodens, 4,7% im Jahr 1900, 
wird von Wald eingenommen, der sich hauptsächlich im Süd- 
westen findet, wo das Waldgebiet der Bayrischen Pfalz auf 
den Gesteinen des Rotliegenden in die Provinz hereinreicht, 
während im Norden nur bei Ober-Olm und zwischen Mainz 
und Ingelheim an der Abdachung der Hochfläche zum Rhein- 
tal einige kleine Parzellen vorhanden sind. Hier bildet nämlich 
statt des Lösses Flugsand die Bedeckung der Tertiärschichten, 
weshalb Acker und Weinberge fehlen und auf dem Flugsand- 
boden ärmlicher Kiefernwald steht, in dessen Mittelpunkt sich 
der als Mainzer Ausflugspunkt beliebte flache Hügel des 
Lennebergs mit Aussichtsturm und prachtvoller Rundschau 
auf Rheintal, Rheingau und Taunus erhebt. An den Rändern 
des Waldes, besonders in der Gegend von Gonsenheim, Mom- 
bach und Budenheim, liegen weitausgedehnte Spargelfelder
	        
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