62 Rhein= und Mainebene.
Hügelland ausdehnt und in der Gegend von Frankfurt mit der
Rheinebene in Verbindung steht, sowie die nördlich an die
Rheinebene anschließende, im Gebiet der Nidda liegende Wet-
terau. Diese setzt sich im Norden über die flache Wasserscheide
zwischen Main und Lahn ins Gießener Becken fort, von dem
wenig nördlich die Buntsandsteine des Hessischen Berglands
beginnen.
Die Oberrheinische Tiefebene bildet das klassischste Beispiel
eines sog. Grabenbruchs, d. h. eines grabenartigen, etwa 22km
breiten Senkungsfelds, das an annähernd parallelen, östlich
und westlich davon liegenden Verwerfungsspaltenzügen in die
Tiefe gesunken ist. Diese Parallelspaltenzüge streichen im all-
gemeinen nach Norden bzw. nach Nordnordosten und bestehen
aus einzelnen parallelen Spalten, an denen die Gesteine des
Schwarzwalds, Odenwalds, der Vogesen und der Hardt staffel-
förmig nach der Mitte zu niedergesunken sind. So wurde die
Anlage für die Ebene geschaffen, die nicht als Flußtal auf-
zufassen ist — denn der Rhein wäre nicht imstande gewesen,
ein so regelmäßiges breites Tal zu schaffen —, sondern als
Senkungsfeld, das zuerst einen Meeresarm, dann einen rings-
um abgeschlossenen See darstellte und zuletzt ausgefüllt zur
jetzigen Ebene wurde. Die Senkung ist noch nicht abgeschlossen,
sondern geht weiter; wenn sie auch bis jetzt messend noch
nicht verfolgt werden konnte, zeigt sich dies doch an den vielen
Erdbeben, die von den Rheintalspalten ihren Ursprung nehmen
und die Rheinebene erschüttern. Bekannt ist speziell in unserem
Gebiet als Erdbebenherd Groß-Gerau, in der Mitte zwischen
Darmstadt und Mainz, wo bei den Erdbeben der Jahre 1869
und 1870 weit über tausend einzelne Stöße gezählt wurden, von
denen allein auf den 30. November und 1. Dezember 1869
zusammen 97 Stöße entfielen.
Infolge der starken Auffüllung ist in der Mitte der Rhein-
ebene nichts als Diluvium und Alluvium zu sehen, unter denen