Full text: Landeskunde des Großherzogtums Hessen, der Provinz Hessen-Nassau und des Fürstentums Waldeck. (376)

62 Rhein= und Mainebene. 
Hügelland ausdehnt und in der Gegend von Frankfurt mit der 
Rheinebene in Verbindung steht, sowie die nördlich an die 
Rheinebene anschließende, im Gebiet der Nidda liegende Wet- 
terau. Diese setzt sich im Norden über die flache Wasserscheide 
zwischen Main und Lahn ins Gießener Becken fort, von dem 
wenig nördlich die Buntsandsteine des Hessischen Berglands 
beginnen. 
Die Oberrheinische Tiefebene bildet das klassischste Beispiel 
eines sog. Grabenbruchs, d. h. eines grabenartigen, etwa 22km 
breiten Senkungsfelds, das an annähernd parallelen, östlich 
und westlich davon liegenden Verwerfungsspaltenzügen in die 
Tiefe gesunken ist. Diese Parallelspaltenzüge streichen im all- 
gemeinen nach Norden bzw. nach Nordnordosten und bestehen 
aus einzelnen parallelen Spalten, an denen die Gesteine des 
Schwarzwalds, Odenwalds, der Vogesen und der Hardt staffel- 
förmig nach der Mitte zu niedergesunken sind. So wurde die 
Anlage für die Ebene geschaffen, die nicht als Flußtal auf- 
zufassen ist — denn der Rhein wäre nicht imstande gewesen, 
ein so regelmäßiges breites Tal zu schaffen —, sondern als 
Senkungsfeld, das zuerst einen Meeresarm, dann einen rings- 
um abgeschlossenen See darstellte und zuletzt ausgefüllt zur 
jetzigen Ebene wurde. Die Senkung ist noch nicht abgeschlossen, 
sondern geht weiter; wenn sie auch bis jetzt messend noch 
nicht verfolgt werden konnte, zeigt sich dies doch an den vielen 
Erdbeben, die von den Rheintalspalten ihren Ursprung nehmen 
und die Rheinebene erschüttern. Bekannt ist speziell in unserem 
Gebiet als Erdbebenherd Groß-Gerau, in der Mitte zwischen 
Darmstadt und Mainz, wo bei den Erdbeben der Jahre 1869 
und 1870 weit über tausend einzelne Stöße gezählt wurden, von 
denen allein auf den 30. November und 1. Dezember 1869 
zusammen 97 Stöße entfielen. 
Infolge der starken Auffüllung ist in der Mitte der Rhein- 
ebene nichts als Diluvium und Alluvium zu sehen, unter denen
	        
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