Rhein= und Mainebene. 83
der deutschen Kaiser und damit die Zentrale des deutschen
Einheitsgedankens. Daran erinnern manche Gebäude der
inneren Stadt: der Römer (das alte, neuerdings restaurierte
Rathaus) mit dem Kaisersaal, der Dom und die Paulskirche
(der Sitz des deutschen Parlaments in den vierziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts) liegen hier nahe beisammen. In ihrer
Nähe haben sich auch zum Teil noch die alten engen Straßen
der Innenstadt in ihrem Aussehen erhalten. Die große Ver-
kehrsstraße des alten Frankfurt, die westöstlich parallel zum
Main ziehende Zeil, bietet auch heute noch die belebtesten
Straßenbilder. Die Innenstadt ist heutzutage von einem
Gürtel von Anlagen umschlossen an der Stelle der alten Be-
festigungen, von denen der im Norden stehende Eschenheimer
Turm den letzten Rest darstellt. Außerhalb dieser Anlagen
dehnt sich die im letzten Jahrhundert entstandene Neustadt
aus, an Fläche den Kern weit übertreffend; sie hat schon die
früher weit vor den Toren liegenden „Warten“ zum Teil er-
reicht und umbaut. Am linken Mainufer liegt der Stadtteil
Sachsenhausen, durch sechs Brücken mit Frankfurt verbunden,
der Sitz großer Brauereien und der Fabrikation des Apfel-
weins. Zusammen hat dies alles 335 000 Einwohner.
Die Wetterau und das Gießener Becken, welche fast voll-
ständig zum Großherzogtum Hessen gehören, sind verhältnis-
mäßig stark besiedelt, wozu klimatische Begünstigung, guter
Boden und die Realteilung bei der Erbfolge beitragen. Gute
Verkehrsstraßen durchziehen das Land, die, wie die Hohe
Straße und Echzeller Straße südlich von Kloster Arnsburg und
andere, noch den alten Römerstraßen folgen; zahlreiche Neben-
bahnen strahlen von der Hauptlinie Frankfurt—Gießen — der
Main-Weser-Bahn — aus. Zahlreiche Salz= und Kohlen-
säurequellen finden sich hier, von denen nur Vilbel, Groß-
Karben und Schwalheim bei Friedberg genannt sein mögen;
außerdem hat sich stellenweise Industrie entwickelt. Trotzdem
67