84 Rhein- und Mainebene.
ist es zur Bildung größerer Städte nicht gekommen, weil aller
Handel und Verkehr nach Frankfurt gravitiert; dagegen finden
sich viele stattliche Dörfer mit großen Wohngebäuden, die, wie
im ganzen Gebiet der Oberrheinischen Tiefebene geschlossen
beisammenstehend, der Ortschaft den Charakter des „Haufen-
dorfs“ geben. Einzelgehöfte und Weiler finden sich nur selten.
Im Hausbau ist meist noch die fränkische Anlage zu erkennen;
sonst zeigt er dagegen nichts Charakteristisches mehr, es sind
großenteils Schemabauten.
Von den Landstädtchen, die dazwischen zerstreut liegen,
ist Friedberg mit 9000 Einwohnern zu erwähnen, eine frühere
Reichsstadt mit am Nordende gelegener großer Burg, deren
noch gut erhaltene Umfassungsmauern auf einer steil abfallen-
den, flachen Basaltkuppe erbaut sind, und Butzbach mit
4000 Einwohnern am Ostrand des Rheinischen Schiefergebirges.
Hier macht der Pfahlgraben seine nördlichste Ausbiegung; er
ist als Erdwall, der durch Palisaden gestützt war (daher „Pfahl-
graben"), meist noch deutlich nachzuweisen; an ihn erinnert
außerdem das Pohlgöns, zum Unterschied von Langgöns, Kirch-
göns und Ebergöns, genannte Dorf. Mit ihm zogsich eine Reihe
Kastelle und Türme durch das Land, deren Lage und Größe bei
vielen durch neuere Aufgrabung festgestellt ist. Über die flache
Wasserscheide gegen die Lahn hinweg gelangt man nördlich
nach Gießen, in flachem, sumpfigem Talkessel da gelegen, wo
die Lahn nach Westen umbiegt und wieder in das Rheinische
Schiefergebirge eintritt. Es besitzt Bedeutung als Abzweige-
stelle der durch das Lahn= und Dilltal nach dem Rhein führen-
den Verkehrswege von der großen Straße Frankfurt—Kassel
und durch die blühende Tabakindustrie. Wenig südöstlich davon
liegt eine vom Rheinischen Schiefergebirge abgesprengte Scholle
Devonkalk, die das ganz außerordentlich reiche, in neuester
Zeit in großem Maßstab abgebaute Manganerzlager der
Lindener Mark enthält. Für das Leben in der 29 000 Ein-