Full text: Lehrbuch der bayerischen Geschichte.

Beilagen zum fuͤnften Zeitraum. 479 
Kammer (Pfarrei Hoheneggelkofen bei Landshut), Beichtvater des Kurfürsten 
Johann Wilhelm von der Pfalz, überließ bei seinem Tode (I1 1732) 
seine reiche Sammlung von seltenen Naturalien, Kunstwerken, Alterthümern 
aller Art als „ Museum Orbanum“ der Universität Ingolstadt zum 
Eigenthume und bestimmte von 100,000 Gulden, die ihm vorgenannter Kur- 
fürst geschenkt hatte, 20,000 Gulden zur Dotirung dieses Museums, die 
übrigen 80,000 Gulden zu wohlthätigen Stiftungen in der Stadt Landshut 
und beim dortigen Spital zum heiligen Geiste. 
96. Benjamin Thompson war im Jahre 1752 zu Rumford, 
einem Flecken in der englischen Grafschaft Esserhire (nach Andern in 
Amerika) von armen Eltern geboren. Bei dem Ausbruche des amerikanischen 
Freiheitskrieges trat er in britische Dienste und kam nach Beendigung des 
Krieges als Major nach England zurück, wo er vom Könige wegen seiner 
militärischen Kenntnisse zum Ritter und Unterstaatssecretär im Kriegs- 
ministerium ernannt wurde. In dieser Stellung lernte ihn Graf von 
Haslang, des bayerischen Kurfürsten Minister am Hofe zu London, kennen 
und lud ihn im Namen des Kurfürsten Karl Theodor ein, nach München 
zu kommen. Als er hier 1784 eintraf, ernannte ihn der Kurfürst zum 
Obersten der Cavallerie und zu seinem Leibadjutanten. Da er schon Mit- 
glied der königlichen Akademie der Wissenschaften in London war, so ernannten 
ihn als solches auch die Akademieen in München und Mannheim 1785. 
Thompson, der bald zum Chef des geheimen Kriegsbureaus (Hofkriegs- 
rathes) ernannt wurde, machte sich durch eine Reihe gemeinnütziger Einrichtungen 
um Bayern hochverdient. Zu Anfang des Jahres 1786 wandelte er die 
Marianische Landesakademie in München in eine Militärakademie 
um, die der Kurfürst Karl Theodor am 23. September 1789 als solche be- 
stätigte. Im Jahre 1789 erwirkte er vom Kurfürsten den Befehl, alle Freit- 
höfe um die Kirchen der Stadt München zu räumen und in offene Plätze 
umzuschaffen. Um dieselbe Zeit schritt er zur Anlegung des englischen 
Gartens und begann mit der Austrocknung des Donaumooses. Für 
seine Verdienste um Bayern ward er vom Kurfürsten Karl Theodor zum 
Generallieutenant befördert und zum Grasen von Rumford erhoben. 
Durch Einführung der nach ihm benannten „Rumforder Suppe"“, die 
man aus Knochen, Blut und anderen nahrhaften billigen Stoffen herstellt, 
ward er zum Wohlthäter der Armen, die ihn wie einen Vater ehrten. Im 
Jahre 1799 ging er nach England, wo er praktisch-physikalische Studien 
förderte und begab sich 1801 nach Frankreich. Er starb am 22. August 1814 
zu Antieul. 
97. Unter Karl Theodor und noch viele Jahre nach ihm zeichneten 
sich folgende gelehrte Männer in Bayern aus: In der Theologie der 
Jesuit Benedikt Stattler aus Kötzting, der 1770 — 1782 als Professor 
der Theologie zu Ingolstadt wirkte, dann Dobmayer und Schenkl; auf 
dem Gebiete der Geschichte: Westenrieder, die beiden Krenner, 
Zirngibl, Gemeiner, Milbiller, Ried, Sutner, Feßmayer, 
Hellersberg, Pallhausen, Nagl; in der Naturkunde: Franz Paul 
Schrank, v. Flurl, Thompson, Maximus Imhof, Freiherr v. Moll, 
Sömmering; im technischen Fache: die Brüder von Baader; in der 
Statistik: Krenner, Hazzi; in der Staatsökonomie: Rottmannerz; 
in der Astronomie: Placidus Heinrich; in der Literaturgeschichte 
und Bibliothekwissenschaft: Steigenberger, Hupfauer, Kobolt, 
Hardt, Christoph von Aretin. 
98. Max Joseph Freiherr von Montgelas, dessen Wirken in 
Bayern so tief eingreift, war in München geboren. Sein Vater war 
Johann Sigmund Freiherr von Montgelas, seine Mutter eine geborne 
Gräfin von Trauner, die ihn am 10. September 1759 gebar. Sein
	        
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