— 114 —
Lager. Vorstellungen des Opernhauses und das Karltheater
wurden besucht. Großartig war das Volksfest im Prater, an
welchem mehrere Hunderttausend Menschen teilnahmen; bei Tage
goldiger Sonnenschein, blauer, italienischer Himmel, bei Einbruch
der Dunkelheit reine, sternhelle Nacht mit feenhafter Beleuchtung.
Selbst im Besitze prachtvollen Schmuckes, interessierten die Kron-
prinzeß auf der Ausstellung sehr die Juwelen des Schahs von
Persien, darunter der berühmte große Diamant Derja-i-nur,
Meer des Lichts; auch der Pavillon der Frauenarbeiten und die
Blumenausstellung übten auf die Kennerin nicht wenig An-
ziehungskraft aus. Wien, welches die Welt bei sich zu Gaste
geladen hatte, war ein anderes geworden. Die alten Wälle
waren gefallen, und auf dem Glacis erhob sich eine Stadt von
Palästen, wie sie in Bezug auf Architektonik nirgends großartiger
gefunden wird. Aber mit dem alten Gewande hatte die Stadt
nicht ihr heiteres Gemüt abgelegt. Nach kurzem Besuche in
Reichenau bei Erzherzog Carl Ludwig wurde die Rückreise an-
getreten.
König Johann war im Winter 1872 zu 1873 öfters von
katarrhalischen Leiden heimgesucht worden, zu denen sich im Früh-
jahre ernstere asthmatische Beschwerden gesellten. Eine Kur in
Bad Ems erzielte auf kürzere Zeit befriedigende Erfolge, doch
zeigten sich im Sommer die alten Leiden wieder und eine be-
denkenerregende Abnahme der Kräfte trat ein. Nachdem kurze Zeit
lang eine Besserung im Befinden des Königs eingetreten zu sein
schien, verbreitete sich Mitte Oktober unerwartet die betrübende
Kunde von einer Wiedererkrankung. Das Ende nahte. König
Johann verschied zu Pillnitz am 29. Oktober 1873. Ein