— 8 —
gab wundervolle Spaziergänge, aber immer nur bergauf, bergab.
Prinzessin Carola war ein zurückhaltendes, etwas schüchternes
Kind, das, wenn es auch wohl sehr lustig und heiter spielen
und lachen konnte, doch mehr einen nachdenkenden Eindruck
machte. Zärtlich von ihrer Mutter geliebt, wurde sie doch streng
gehalten und erzogen. Das gütige Mutterherz war oft ängstlich
mit Wohlbefinden, Wachstum, Gedeihen und Aussehen beschäftigt,
die kleine Prinzessin wurde aber durchaus nicht verweichlicht oder
mit Geschenken, Anzügen und Spielsachen verwöhnt. Prinzessin
Carola hatte als Erzieherin die gutherzige, lebhafte und gescheite
Tochter eines englischen Geistlichen, Miß Kitty Sutton, und wenn
auch zuweilen Tintenflecke an den kleinen Fingern Zeugnis gaben
von mühsamen Schreibstudien, so kamen doch nie irgendwelche
Schwierigkeiten oder Unzufriedenheiten bei dem Unterricht vor.
Auf zwei Wegstunden Entfernung von Eichhorn lag der
Besitz Tischnowitz, dem Reichsfreiherrn von Vittinghoff-Schell
gehörend, nicht so romantisch wie Eichhorn, aber auch in sehr
freundlicher, bergiger Gegend. Mit der freiherrlichen Familie
unterhielten die Prinzessinnen einen lebhaften Verkehr, nur bis-
weilen gestört durch schlechte Gebirgswege oder durch die zu
durchfurtende, durch plötzliche Gewitterregen zu einem reißenden
Strome anschwellende Schwarzawa; auch wollten die Pferde
zuweilen nicht durch das Eis am Ufer des Flusses, und man
war zur Umkehr gezwungen. Da gab es dann manchmal, be-
sonders abends im Dunkel, Angst und Schreck ohne eigentliche
Gefahr oder auch letztere, ohne sich ihrer besonders bewußt zu
werden. Prinzessin Carola schloß sich besonders an die zweite
Tochter des Hauses, Sophie, an. Gebildet, voller Herzensgüte