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Meere mit seinen weißen Kämmen, an der malerischen Küste
entlang, zählt sicher zu den schönsten Touren in dieser an Schön-
heit so reichen Gegend.
Es konnte nichts Herrlicheres geben als die Corniche. Drei
Monate südlicher Sonne hatten eine unvergleichliche Pracht der
Vegetation, ein Überquellen des Lebens, einen unbeschreiblichen
Farbenglanz erzeugt. Das für alles Schöne empfängliche
Königspaar genoß diesen südlichen Frühling; es kehrte zurück,
als das Frühjahr an den Ufern der Elbe erwachte, der deutsche
Frühling, um so schöner, weil er auf einen Winter folgt, der an
der Riviera fremd ist. Frohe Frühlingslieder werden nur im
Norden gesungen. Am Ostersonntag nachmittag verabschiedeten
sich König und Königin bei den englischen Herrschaften, und Oster-
montag früh standen die Wagen zur Abreise bereit. Viele, viele
Blumen wurden den Scheidenden von den zum Abschied anwesenden
Sachsen und zahlreichen Fremden überreicht zur Erinnerung an
das Land der Sonne und der Blumen. Die Reise führte zu
Wagen an der Riviera entlang über San Remo und Alassio, wo
Nachtquartier war, nach Savona und Genua. Die Eisenbahn-
fahrt von hier nach Varese wurde in Pavia unterbrochen, um die
berühmte Certosa zu besuchen, jetzt Nationaleigentum und ver-
lassen von ihren gelehrten, kunstsinnigen Bewohnern.
Die Gesundheit der Königin war gekräftigt, die hohe Frau
nahm indes noch auf einige Zeit Aufenthalt in einem gemäßigten
Alpenklima, um die Rückkehr nach der Heimat und den damit
verbundenen Wechsel in den klimatischen Verhältnissen vorzu-
bereiten. Es wurde das zwischen dem Comersee und dem Lago
maggiore etwa 400 m über dem Meere gelegene und durch seine