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für Land und Leute war bei Prinzessin Carola sehr lebhaft,
besonders unterhielt sie sich gern mit den Kindern der ver—
schiedenen Bediensteten des nahegelegenen Meierhofes. Oft sah
man sie eines derselben herumtragen, mit ihnen spielen, sie be-
schenken, oder es kroch eines oder das andere ihr nach ins
Schloß. Viele Züge, deren Andenken sich in Morawetz erhalten
hat, sprechen dafür, daß die Prinzessin eine große Kinderfreundin
war. Zwei unter vielen mögen hier ihren Platz finden.
Ein kleines Mädchen aus benachbartem Dorfe trippelt in die
Schule. Es friert gewaltig, und das Kind, nur mit fadenscheinigem
Röckchen bekleidet, in zerrissenen Schuhen, ohne Strümpfe, zittert
vor Kälte. „Gelobt sei Jesus Christ", grüßt es freundlich, und
die Prinzessin, voll Mitleid das blau angelaufene Gesichtchen be-
trachtend, nimmt schnell entschlossen ihren Shawl von den
Schultern und wickelt das verdutzt dreinschauende Kind hinein. —
Ein Blondkopf bummelt langsam des Weges daher, einen Krug
in der Hand. Die Mutter schickte ihn nach Milch, die er auch
glücklich nach Hause schleppt. Da fährt ihm ein kläffender Hund
in den Weg, der Krug entfällt ihm, und ein weißes Meer ergießt
rings seine Fluten. Die Prinzeß hat den Vorgang vom Fenster
des Schlosses aus beobachtet; im Nu ist sie unten; nachdem sie
aus der Küche einen Krug geholt, läuft sie damit zum weinenden
Jungen, führt ihn in den Stall und läßt ihm Milch verab-
folgen. — Arme Mädchen ließ die Prinzessin in ihre Zimmer
rufen, nahm ihnen Maß zu Kleidern und nähte teils selbst, teils
ließ sie nähen. Ihren Schützlingen bereitete sie alljährlich eine
Christbescherung mit brennendem Tannenbaum.
Die größte Freude der Prinzessin war, die Jugend