— 46 —
geschmückten Haupte den Myrthenkranz, die schöne, zarte Gestalt
demütig gebeugt, ihr schönster Schmuck ein unbeschreiblicher Aus—
druck von Andacht und Liebe. Aus der Versammlung stieg
manches stille Gebet für ihr Glück zum Himmel empor. Nach
Vollziehung der heiligen Handlung wurde unter dem Geläute
aller Glocken, unter Abfeuerung des Geschützes und Gewehrsalven
das Te Deum gesungen. Nach den darauf folgenden Glück—
wunschkuren im Schlosse war um 6 Uhr „extendierte“ Familien—
tafel. Ein von der Bürgerschaft gebrachter Fackelzug beschloß den
festlichen Tag.
Die Glückwünsche zahlreicher Deputationen (23) nahm das
neuvermählte hohe Paar am 19. Juni mittags entgegen. Abends
war Théatre paré. Der vom Kapellmeister Reissiger kom—
ponierten Festouvertüre folgte ein von Theodor Hell gedichteter
und von Frau Bayer-Bürck gesprochener Prolog. Als Festvor-
stellung war die von Mozart zur Krönung Kaiser Leopolds von
Osterreich in achtzehn Tagen komponierte Oper „Titus“ bestimmt
worden. Tichatscheck sang den Titus, Fräulein Ney die Vitellia.
Ein großes Schul= und Kinderfest fand am 20. im Großen
Garten statt. Die Prinzessin bewegte sich lange unter der
munteren Schar und erfreute sich an den leuchtenden Dankes-
blicken der Kinder. Abends war Dresden illuminiert. Während
die Feierlichkeiten der letzten Tage vom Wetter noch insoweit be-
günstigt wurden, daß ihre Ausführung erfolgen konnte, und der
Hofball am 21. Juni guter Witterung nicht bedurfte, verregnete
das Feuerwerk am 23. Juni. Leider war auch das Wetter dem
am 26. Juni in Pillnitz stattfindenden Aufzuge von 3000 Land-
leuten aus der Umgegend beider Elbufer nicht günstig. Den Schluß