Full text: Aus dem Leben der Königin Carola von Sachsen.

79 — 
der Kronprinzessin Unterricht erteilt. Als sie den Entschluß faßte, 
dem Klavier zu entsagen und ihre Zeit nur der Malerei zu 
widmen, fürchtete sie sich, es ihrem Lehrer mitzuteilen, war aber bald 
beruhigt, da dieser ihr, als es zögernd geschah, erwiderte: „Ja, 
da kann ich Ihnen nur selbst dazu raten.“ So spielte die Kron— 
prinzessin nur wenig Klavier; da aber der Kronprinz Liebe und 
hohes Verständnis für Musik hatte, wurde diese edle Kunst auch 
in seinem Hause gepflegt. Es fanden musikalische Abende statt. 
Der Kronprinz spielte Klavier und ließ sich vom Konzertmeister 
Schubert auf der Violine begleiten. Haydns Kindersymphonie 
wurde vor geladenen Gästen aufgeführt. 
Die Kronprinzeß war unermüdlich in der Anfertigung von 
Handarbeiten, welche zum großen Teile den Armen zu gute kamen; 
es erfreute sie, geschmackvolle Muster auszusuchen oder zusammen— 
zustellen. Nichts nahm die hohe Frau so in Anspruch wie das 
Bestreben, Gutes zu thun, Armen und Kranken zu helfen. Ein— 
mal unterstützte Arme verlor sie nicht wieder aus den Augen. 
Geben war ihre größte Freude. 
Der deutsche Rrieg. 
Der politische Horizont hatte sich in Deutschland mehr und mehr 
umwölkt. Ewigen Sonnenschein und eine fortgesetzte Fülle des Glückes. 
giebt es nicht in dieser Welt. In den ersten Zeiten der Jugend 
war alles schön, sorglos und liebenswert gewesen. Es kamen 
jetzt prüfungsreiche Tage, welche Gottvertrauen und Pflichttreue 
erforderten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.