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der zunächst bei seinen treuen Truppen blieb, die sächsische Grenze
überschritt: „Nun denn, in Gottes Namen!“ kamen aus keinem
leichten Herzen.
Die Kronprinzeß hat in diesen erregten Tagen die Mühen
und Sorgen des Königshauses redlich geteilt. Das Gefühl ge—
treulich erfüllter Pflicht, der Glaube daran, daß alles in Gottes
Hand stehe, waren ihr ein Trost, ebenso wie die treue Haltung
der Armee und des Volkes.
Ein Extrazug führte die königliche Familie, Königin Amalie,
die Kronprinzeß und Prinzessin Georg mit ihren Kindern am
15. Juni abends nach Prag. Königin Marie und Prinzessin
Amalie blieben in Dresden. Die regierende Königin kam aus
Pillnitz und fuhr mittels Dampfbootes nach Bodenbach.
Im Gefolge der Kronprinzeß befanden sich Hofmarschall von
Zezschwitz und Fräulein von Minckwitz. Erzherzog Ludwig Victor
empfing in Prag die erlauchten Verwandten des Kaiserhauses.
Am Bahnhofe hatten sich Tausende versammelt und begrüßten
die hohen Reisenden auf das ehrerbietigste. Vor dem Absteige—
quartier, dem Hotel zum goldenen Engel, in dessen Hausflur
ein Ehrenposten aufgestellt war, standen bis spät in die Nacht
zahlreiche Menschengruppen.
Das sächsische Armeekorps überschritt das Erzgebirge, und
der Kronprinz nahm am 20. Juni in Lobositz Quartier. Da
dieser Ort von Prag leicht zu erreichen war, brachte die Kron—
prinzeß den 21. bei ihrem Gemahl zu. Noch am Abend desselben
Tages war an diesen die Bitte des Generals Grafen Clam—
Gallas, welcher die vorgeschobenen österreichischen Truppen in
Böhmen kommandierte, um eine Zusammenkunft in Prag er—
Königin Carola. 6