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wohnte im Hetzendorfer, Prinz Georg im Laxenburger Schlosse.
Dort wurden auch die verschiedenen Hofhaltungen aufgeschlagen.
Die Kronprinzessin kam am 5. August allein aus München
in Wien an und fuhr mit dem Kronprinzen sofort zur Be-
grüßung des Königspaares nach dem Stöckl. Im Jahre 1833
dort geboren, sah sie es nach 33 Jahren, gerade an ihrem
Geburtstage, unter so eigenartigen Verhältnissen das erste Mal
wieder.
Nachdem die in der Umgegend Wiens versammelten kaiser-
lichen Truppen abgerückt waren, bezog das sächsische Armeekorps
erweiterte Quartiere, die nördlich bis Wien, südlich bis in die
Höhe von Vöslau reichten, westlich von der Wien-Brucker Straße,
östlich vom Wiener Walde begrenzt wurden. Die Truppen
konnten nur sehr gedrängt untergebracht werden, doch fand dieser
Übelstand in der Fürsorge der kaiserlichen Behörden, wie in der
gastlichen Aufnahme seitens der Bevölkerung seinen Ausgleich. Die
Sachsen waren populär. Der greise König, sowie auch der Kron-
prinz wurden überall, wo sie sich zeigten, mit Kundgebungen
begrüßt. Die Truppen fühlten sich so heimisch, als es unter
den obwaltenden Verhältnissen möglich war.
Die vom Kronprinzen bewohnte kaiserliche Sommerresidenz
Hetzendorf, an der Südbahn nahe Schönbrunn freundlich ge-
legen, war der Mittelpunkt des bewegten Lebens bei Wien,
welches sich für das Hauptquartier zu einem wahrhaft häuslichen
und gemütvollen Familienverhältnis gestaltete. Zum Frühstück
und zur Hauptmahlzeit war jeder höhere Offizier als Gast will-
kommen. Bald stellten sich aber auch Patrioten aus dem Heimat-
lande ein, welche ihre Treue versichern und Nachrichten über die