Full text: Kriegsbuch. Erster Band. (1)

Vorlehrungen der Heeresverwallung zur Beschaffung des Heeresbedarfs. 921 
Entwicklung, welche der deutsche Qusfuhrhandel während des Krieges trotz aller 
Beschwerungen aufzuweisen hat. do# sind auch die Klagen über eine zu weit gehende 
Kusdehnung der Derbote allmählich verstummt in dem Maße, in welchem ein 
besseres Derständnis für die durch den Nrieg bedingten Opfer Platz griff und das 
Bestreben der Reichsleitung gewürdigt wurde, den berechtigten Wünschen von 
handel und Industrie im Rahmen des Julässigen entgegenzukommen. 
Bei der handhabung der Kusfuhrbewilligungen ist besonderer Wert darauf 
gelegt worden, den Geschäftsgang zu vereinfachen und den Wünschen und Inter- 
essen der beteiligten Berufszweige Gelegenheit zur Dertretung zu geben. Für 
eine Reihe gewerblicher Gruppen hat es sich ermöglichen lassen, im Einwer- 
nehmen mit den Interessenten entralen für die Dorbereitung der Kusfuhr- 
bewilligungen einzurichten, denen besondere, aus den Interessentenwertretungen 
entnommene Dertrauensmänner vorstehen. Derartige Eimichtungen bestehen 
für die chemische Industrie, die Dapierindustrie, die Nautschuk verarbeitenden 
Betriebe, die Juckerindustrie, die Eisen= und Stahlindustrie (mit Kusnahme von 
EGießerei und Maschinen), die Maschinenindustrie, die Gießerei, Wollgarn, Gerb- 
stoffe, Häute und Selle zur Cederbereitung, Leder und Cederwaaren. Bei zahl- 
reichen Waren konnte von dem Erfordernis der besonderen Genehmigung für 
die einzelnen Sendungen abgesehen und unter bestimmten Doraussetzungen die 
allgemeine Julassung der Kusfuhr zugestanden werden. 
Es hat sich nicht vermeiden lassen, daß der Nreis der unter die Derbote zu stellen- 
den Waren mehrfach verändert werden mußte. Kbgesehen von wechselnden 
militärischen KAnforderungen und den im TLaufe der zeit vorgenommenen Er- 
mittelungen von Inlandsbeständen sind solche Deränderungen auch dadurch 
bedingt worden, daß sich mehrfach auffällige Hbzüge von Waren nach dem Kus- 
lande und in Derbindung damit auch ungerechtfertigte Dreissteigerungen gezeigt 
haben, denen zur Wahrung der inländischen Interessen, und zwar in vielen 
Sällen recht plötzlich, entgegengetreten werden mußte. 
D. N. II 30: Die Zahl der unter die Ausfuhr= und Durchfuhr- 
verbote gestellten Waren ist vermehrt worden. Die fortgesetzten Bestrebungen 
der feindlichen Mächte, auf dem Wege durch die neutralen Länder für die 
Kriegführung notwendige Waren und Stoffe aus Deutschland heranzuziehen, 
machten Gegenmaßregeln notwendig. Es hat sich dabei nicht vermeiden lassen, 
die Ausfuhrverbote auch auf solche Waren auszudehnen, welche wichtige Ausfuhr- 
güter des Reiches darstellen. Die Grundsätze für die Erteilung von Ausfuhr- 
bewilligungen haben eine Anderung nicht erfahren. 
  
II. Vorkehrungen der Beeresverwaltung zur Heschaffung des 
Heeresbedarfs. 
1. Zentralstelle zur Beschaffung der Heeresverpflegung. 
D. 78: Während der Mobilmachungszeit erwies sich die im Frieden übliche 
Beschaffung des Heeresbedarfs, namentlich an Getreide, Mehl und 
Vieh, durch freihändigen Ankauf der Proviantämter als nicht zweckentsprechend. 
Der an den zahlreichen einzelnen Beschaffungsstellen plötzlich hervortretende starke 
Bedarf führte zu ebensowenig gewollten wie erwünschten Uberbietungen und 
vorübergehend zu einer durch die allgemeine Marktlage an sich keineswegs gerecht- 
fertigten erheblichen Preissteigerung. Der nächstliegende Gedanke, den Heeres- 
bedarf an lebendem Vieh, Brotmaterial, Hafer, Heu und Stroh auf Grund des
	        
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