Full text: Kriegsbuch. Sechster Band. (6)

530 6. Übergangswirtschaft. 
werden können. Als Anforderung kann hier die Stellung und ein amemessener Leber 
unterhalt gelten. Das isl Klasse 1. Dann zweite Klasse: die von den Arbeitgebenn persön. 
lich angeforderten Leute. Bei den stellvertretenden Generalkommandos werden die er 
der Betriebe eingereicht und die stellvertretenden Generalkommandos setzen sich mit dem 
betresfenden Truppenteil in Verbindung. Dritte Klasse: die zahlenmäßig von den Betriebel- 
angeforderten Leute. Eine große Anzahl von Betrieben wird gar nicht mehr imstande 
sein, die Leute namentlich aufzuführen. Wir haben die Beweise bei den Rockstellungen 
und Reklamationen sehr oft gehabt. Da haben wir Hunderte von Telegrammen bekommer 
von denen wir nur ein Drittel erledigen konnten, teils weil die Leute gar nicht mehr lebten. 
teils weil sie schon in andere Truppenteile versetzt waren. Das wird nach dem Kriege 
genau dasselbe sein. 
Was nun die Leute anbetrifft, die zahlenmäßig angefordert werden, so müssen die 
Zentralauskunftsstellen diese Sammelforderungen zusammenfassen und über die seell. 
vertretenden Generalkommandos zu den Truppenteilen hinleiten. Der Rest der Personen 
die weder namentlich angesordert werden noch zur Deckung von Sammelanträgen ver 
wendet werden lönnen, ist am längsten unter den Waffen zu behalten. Vierte Klasse: 
Name und Beruf dieser Leute müssen von den Truppenteilen ermittelt und den stellver- 
tretenden Generalkommandos mitgeteilt werden, die nun ihrerseits wieder den Jentral. 
auskunftsstellen die Namen übermitteln. Für diese Leute käme unter Umständen die Be- 
schäftigung mit Notstandsarbeiten in Stadt und Land in Betracht, die namentlich vor 
Staats- und Kommunalbehörden für diesen Fall aufgespart sind. 
b) Drucks. Nr. 875 S. 6. 
Die grundlegenden Gedanlen, die das Kriegsarbeitsamt, dem ja ganz besonder: 
die personelle wirtschaftliche Demobilmachung obliegt, geleitet haben, sind in kurzem 
folgende: 
Es sind aus dem deutschen Wirtschaftsleben mehrere Millionecn männliche Arbeite- 
kräfte herausgezogen worden. Von ihnen ist ein Teil gefallen, ein anderer Teil für die 
Arbeit unbrauchbar geworden. Dieser Ausfall ist zahlenmäßig größer, als die Summe der 
Arbeitslosen vor dem Kriege. Ferner haben wir vor dem Kriege eine sehr große Anzahl 
ausländischer Arbeitskräfte — vornehmlich in der Landwirtschaft, aber auch in der In 
dustrie — beschäftigt, von der uns nach dem Kriege nur ein geringer Bruchieil zu: 
Verfügung stehen wird. Ob wir dafür mit auch nur einigermaßen erheblichen Rückwande- 
rungen von Deutschen zu rechnen haben werden, ist fraglich. Rein rechnerisch dürfte also 
eine Arbeitslosigkeit an sich nicht zu befürchten sein, da der Ausfall größer ist, als der zur 
Zeit mögliche Ersatz. Könnte und würde demnach jeder, der bei Friedensschluß zur En. 
lassung kommt, in seine frühere Friedensarbeitsstelle zurückgehen, so wäre die personelle 
Demobilmachung denlbar einfcch zu regeln. 
Einer solchen einfachen Regelung wirken aber zwei Ursachen besonders enlgegei, 
von denen die eine in der Umgestaltung der Betriebe, die andere in der Veränderung 
des aus dem Felde heimkehrenden Arbeiters nach seiner physischen und psychischen Seilc 
hin liegt. 
Die Umstellung der Betriebe hat sich während des Krieges in einem ganz außerorden! 
lichen Maße vollzogen. Der größte Teil der Industrie hat sich auf Rüslungsproduklion 
geworfen. Ein anderer Teil (z. B. die Texkilindustrie aus Mangel an Rohsiossen) hat seinen 
Betrieb erheblich einschränken müssen. Ein letzter Teil endlich (z. B. Luxusindustrie) mußte 
ganz stillgelegt werden. Dadurch hat sich auch die Zahl der Arbeiter in den einzelnen Ju- 
dustriezweigen und in den einzelnen Arbeitsstätten einschneidend verschoben. Die Zahl 
der jetzt beschäftigten Arbeiter deckt sich mit der vor dem Kriege fast nirgends. Entsprechend 
der eben gekennzeichneten Art der Betriebsumstellung hat sich die Arbeiterzahl in der 
Rüstungsindustrie vervielsacht, die der anderen Industrien stark vermindert, teilweise 
ist sie überhaupt nicht mehr vorhanden. Für die durch den notwendigen Heeresersatz ent: 
zogenen Arbeitskräfte ist Ersatz der verschiedensten Art vorgenommen worden, durch Kriea-
	        
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