536 4. Verwertung der Rohstoffe usw. XXIV. Ole und Fette.
lionen Stück Seife von je loo g Gewicht. Damit könnte man nicht einmal ein Drittek
der Zevölkerung mit einem Stück Seife versehen, ganz abgesehen davon, daß für alle
Übrigen Derwendungszwecke der Seife nichis übrig bliebe. Eine straffe Regelung der-
Seifenherstellung war daher unerläßlich.
Um einen übermäßigen Derbrauch der noch vorhandenen Seifenbestände zu ver-
hindern und dadurch die für die Durchführung der Regelung erforderliche Seit zu ge-
winnen, wurde durch die Bek. v. 186. April lo#lé (ROl. 302) sowie durch die Befk.,
betr. Ausführbest. hierzu (RGBl. 508) im Susammenhang mit der Bek., betr. Ande-
rung der Ausführungsbest. v. 4. Mai lo#é (RGBl. 355) eine starke Einschränkung der
Abgabe von fetihaltigen Waschmitteln an die Derbraucher durchgeführt. Es wurden
bestimmte Höchstmengen festgelegt und deren Abgabe nur gegen Vorlegung der Brot-
karte gestattet. Für einzelne Berufsarten, wie Arzte, Hahnärzte usw. wurde die Su-
teilung einer größeren Menge vorgesehen. Auch die Abgabe von Waschmitteln an
Wiederverkäufer wurde auf 50 v. B. der im entsprechenden Kalendervierteljahre des
Jahres lo#l5 bezogenen Mengen herabgesetzt. Besondere Bestimmungen wurden ge-
troffen über die Dersorgung der Varbiere und der technischen Betriebe, insbesondere
aschanstalten.
Bereits vorher war zur Hrüfunz der Frage, ob es überbaupt möglich sein werde,
mit der geringen zur Derfügung stehenden Fettmenge den Bedarf der Bevölkerung
und des Heeres an Waschmitteln einigermaßen zu decken, ein aus Dertretern der Wissen-
schaft, Vertretern des Kaiserlichen Gesundheitsamts, Fachleuten der Seifenindustrie,
Themikern und Textil-Fachleuten zusammengesetzter Ausschuß zusammenberufen. Mach
eingehenden Beratungen und vielfachen praktischen Dersuchen glaubte er die Frage
bejahen zu können. Entsprechend seinem Vorschlage wurde beschlossen, für die Su-
kunft, abgesehen von einigen Spezialseifen für die Hwecke der Industrie und von Rasier-
seifen für die Barbiere nur noch ein stark gestrecktes Seifenpulver für die Wöäsche und
eine gleichfalls starb gestreckte Feinseife für Toilettezwecke anzufertigen. Bei der Sn-
sammensetzung des Seifenpulvers mußte vor allem auch auf möglichste Schonung der
Textilfaser Rücksicht genommen werden. Auch bei der geinseife war darauf Bedacht
zu nehmen, daß trotz des geringen Fettgehalts ein Waschmittel erzengt werde, das die
Haut möglich wenig reizte.
Zestand somit Grund zu der Hoffnung, daß die Versorgung Deutschlands mit
den zur Abwendung einer direkten Tootlage und Schädigung des Gesundheitszustandes.
erforderlichen Waschmitteln trotz der ungünstigen Fettbilanz möglich sein werde, so
war doch ohne weiteres klar, daß dieses Siel nur durch die Zeschränkung der Seifen-
herstellung auf ganz bestinimte Einheitsprodukte sowie ferner durch eine aufs äußerste
rationell arbeitende Art der Herstellung erreicht werden könnte. Deises beides ließ
sich aber nicht durchführen, wenn der Kreis der an der Herstellung der Waschmittel
beteiligten Betriebe seine frühere Ausdebnung bebielt. Don etwa 2000 SBetrieben,
überwiegend kleinster Art, die im Frieden mit der Herstellung von Seifen usw. sich
befaßten, arbeiteten im April 1916 noch etwa 700. Ein Dergleich dieser Jahl mit der
geringen zu verarbeitenden Gesomtfettmenge sowie die Tatsache, daß ein einziger
Großbetrieb im Frieden monatlich bis zu 700 t Fett verarbeitete, zeigte deutlich, daß
eine Beteiligung aller dieser Zetriebe eine wirklich rationelle Ansnutzung der vorhan-
denen Rohstoffe unmöglich gemacht hätte. Rationelle MWirtschaft mußte aber insbeson-
dere auch im Hinblick auf den Glyzerinbedarf durchgeführt werden. Es kam besonders.
darauf an, bei der Seifenherstellung das Glvzerin möglichst restlos zu gewinnen. Aus.
technischen Gründen ist restlose Gewinnung unmöglich, wenn die den verschiedenen
Betrieben zugeteilte Fettmenge zu gering wird. Ebenso ist bei der verbältnismäßig
geringen ualität der für die Waschmittelherstellung zur Seit in Frage kommenden
Fette und Gle nur in Großbetrieben eine wirklich rationelle und einwandfreie Grund-
seife herzustellen. Hinzukam auch, daß die Art der feinerbin herzustellenden Hrodukte
teilweise Einrichtungen verlangte, wie sie ein Kleinbetrieb weder aufwies, noch auch,