Full text: Kriegsbuch.Vierter Band. (4)

656 5. Ubergangswirtschaft. 
dafür so sorgen, daß die ganze Organisation in sich das Höchstmaß von Gewähr dafür 
trägt, daß dieser Ausgleich ein billiger, gerechter wird und in einer unseren wirtschaft- 
lichen und sozialen Interessen rechnungtragenden Weise herbeigeführt wird. 
So sieht die Organisation ungefähr aus, die uns vorschwebt. Sie ist natürlich 
— das möchte ich hier ausdrücklich, um von vornherein jedem Mißverständnis vorzubeugen, 
wiederholen nur eine Teilorganisation. Denn Ste haben aus meinen Ausführungen 
gesehen: wir sind vollständig klar darüber, daß die Organisation zur wirtschaftlich-tech. 
nischen Durchführung der Rohstoffbeschaffung natürlich nur ein Stück, allerdings ein 
wesentliches und wichtiges, aber immer nur ein Stück der Gesamtausgabe, die zu lösen 
ist, bilden kann. 
Auf den anderen Gebieten, namentlich der Arbeit und des Kredits, werden viel- 
leicht ähnliche Organisationen zu schaffen sein. Zum Teil sind sie ja in den Ansätzen 
jetzt schon vorhanden. Diese verschiedenen Organisationen müssen natürlich in allen 
Dingen einheitlich zusammenarbeiten. Dafür muß gesorgt werden, und diese Sorge 
wird eine meiner allerwichtigsten Aufgaben sein. Denn unsere Wirtschaft in den nächsten 
Jahren nach dem Kriege wird wesentlich eine Übergangswirtschaft sein, und auf mich, 
als den Staatssekretär des zuständigen Reichsamts, wird ein großer Teil der Veramt- 
wortung, Sorge und Last dieser Aufgaben fallen. 
Deshalb werden Sie es mir nachempfinden, wenn ich danlbar dafür bin, daß 
von den Kreisen der Praxis, deren Mitwirkung wir brauchen, uns bereits in großem 
Umsang in die Hände gearbeitet worden ist. Ich möchte hier zum Ausdruck bringen, 
daß wir eine Reihe vorzüglicher Vorarbeiten über diese Dinge bekommen haben, so 
von der Berliner Handelskammer, von der „Kriegszentrale des Hansa- 
bundes“ — Herr Geheimrat Rießer, der Mitglied dieses Ausschusses ist, hat ja dem 
Ausschuß das umfangreiche, von der Kriegszentrale bearbeitete Material mitgeteilt —; 
ferner von dem „Kriegsausschuß der deutschen Industrie“, der zahlreiche Unler- 
ausschüsse gebildet hat, deren Vorarbeiten wir großenteils werden übernehmen können. 
Diese wertvolle Vorarbeit begrüßen wir und wir hoffen, daß die Freiwilligkeit, mit 
der diese Dinge in Angriff genommen worden sind, und der Drang jedes einzelnen, 
der in diesen Dingen steht, mitzuhelfen und mitzuwirken, zusammenzuarbeiten, gute 
Früchte tragen wird und uns helsen wird, diese schwierige Aufgabe zu bewältigen. 
Zum Schlusse noch ein Wort! Wenn ich sagte, es fühlt sich wohl niemand von 
uns allen in der uns durch die Verhältnisse ausge zwungenen Kriegswirtschaft glücklich, 
so werden Sie mir gewiß zustimmen, wenn ich die Melnung ausdrücke: der Reichs- 
lommissar für die Ubergangs wirtschaft hat vor allem die eine große 
Aufgabe, sich selbst sobald wie möglich überflüssig zu machen. Wir wer- 
den versuchen müssen, aus dieser Ubergangswirtschaft möglichst rasch herauszukommen, 
und mit die Hauptaufgabe des Reichskommissars wird es sein, die Maßnahmen so zu 
treffen, daß dieses in jeder Beziehung unbequeme, gefahrvolle und lästige UÜbergangs- 
stadium sobald als möglich überwunden wird. Es liegt natürlich in der Tendenz der 
Dinge: wenn man eine solche Organtsation schafft, ist sie guasi ein Lebewesen für sich, 
und jedes Lebewesen hat die natürliche Neigung, am Leben zu bleiben. Ich bin von 
dem Herrn Senator Dr. Sthamer überzeugt, daß er sich von dieser Versuchung nicht 
verführen lassen wird, sondern, daß cr mit mir auf dem Standpunkt stehen wird, daß 
es seine Aufgabe ist, uns so rasch wie möglich in normale, gesunde Friedensverhältnisse 
überzuführen. 
In der an den Bericht des Staatssekretärs sich anschließenden Besprechung 
wird von einem Mitglied darauf hingewiesen, daß er im allgemeinen den grundsätz- 
lichen Ausführungen des Slaatsselretärs durchaus zu folgen vermöge. Insbesondere 
begrüße er die Erklärung des Staatssekretärs, daß es die Aufgabe des neuernannten 
Reichskommissars für die Ubergangswirtschaft sei, sich durch seine Tätigkeit sobald als möglich 
wieder überflüssig zu machen, um dem freien Wettbewerb die Möglichkeit der Entfaltung 
zu geben. Er sehe angesichts seiner im wesentlichen grundsätzlichen Übereinstimmung
	        
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