Überführung der Kriegs= in die Friedenswirtschaft (Reichslagsbericht). 661
bis die zur Verfügung stehende Tonnage den Friedenszwecken allein dienstbar gemacht
werden könne.
Aus diesem Guunde werde eine Veschräniung der Einfuhr nicht zu umgehen sein.
ZU welcher Weise die Beschräufung durchzuführen sei, ohne Störung des Wirtschafts-
gebens hervorzurnfen, unterliege der Püüsung unter Heranziehung fachlicher Berater.
Was die Arbeilen des Reichskemmissars aulange, so solle zunächst eine statistische
Echebung über diejenigen Bedürfnisse, welche bei Offnung der Grenzen in erster Linic
zu befriedigen sein würden, vorgenemmen werden, um, so west tunlich, die dringendsten
hedirfusfe der Volisernälrung und der Induslrie ohne Zeitverlust zu befriedigen.
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Ein Wilglied bemertie en der weitergeheuden allgemeinen Erörterung, daß das-
jenige Volk am besten bestehen würde, das im Frieden den Krieg und im Krieg den Frieden
vorbereite. Es gäbe nicht nur eine Kriegspanik, sondern man müsse auch damit rechnen,
daß unter Umständen infolge einer zu starken Plöplichkeit des Überganges vom Krieg
in den Frieden cine Friedenspanik eintreten könne. In den Kreisen von Handel und
Industrie sei die Berufung des Herrn Reichslommissars außerordentlich begrüßt worden
und man freue sich darüber, daß eine solche Persönlichkeit an der Spitze des geschafsenen
Amtes stehe.
Was nun die Ausgaben des Amtcs angehe, so erscheine ihm zunächst notwendig
eine Beschränkung der Zufuhren nach Deutschland, und zwar nicht nur eine
solche von Rohstoffen, die mit Bezug der Aufrechterhallung unserer Valuta notwendig
sei, sondern auch cine Beschräniung ausländischer Zufuhr von Fertigfabrikaten,
damil wir nicht mit derartigen ausländischen Erzeuguissen überschwemmt würden. Wenn
der Frieden käme, würden wir sowohl einen Rohstofshunger, sowie auch einen Tonnage-
hunger zu verzeichnen haben. Man müsse die Frage aufwerfen, wie dieicnigen zu behan-
deln seien, die heute schon private Verträge für die Lieferung nach dem Kriege
abgeschlossen hätten. Die Frachten dürften nicht zu hoch getrieben werden, um das Wirt-
schaftsleben nicht zu jähmen. Die sog. Demobilsierung habe unter wirtschaftlichen Ge-
sichtspunkten zu erfolgen, und es seien zunächst diejenigen Kräfte zurückzuberufen, die
wirtschasftlich am wenigsten entbehrlich seien. Vor allen Dingen lomme es aber darauf
an, den Handel wieder in seine alten Rechte einzusetzen und sich seiner Vermittlungs-
tätigkeir zu bedienen.
Ein Mitglied kommt erneut darauf zurück, daß die Kriegs-Rohstoff-Abteilung zu
den Verhanolungen des Ausschusses eingeladen werden mühsse, da auf ihr sachverständiges
Urteil in den hier besprochenen Fragen nicht verzichtet werden könnte. Er wünscht, daß
die Sitzung ausgesetzt würde, bis ein Vertreter der Kriegs-Rohstoff--Abteilung in ihr er.
scheine.
Nachdem sich der Unterstaatssekretär des Rceichsomtes des Junern gegen
die Aussetzung der Verhandlungen ausgesprochen hat, weil es sich gegenwärtig nur um
eine allgemeine Debalte handle, führt das betresfende Mitglied aus, daß er seine Au-
regung wegen der Aussetzung der Verhandlungen für die allgemeine Debatte zurück-
nähme, aufs seinem Wunsche nach Hinzuziehung eines Vertreters der Kriegs-Rohstoff-
Abteilung aber beharre. Ihm sei eine Zuziehung eines Vertreters der Kriegs-Rohstoff-
Abteilung namentlich aus dem Grunde erwünscht und sachlich von großer Bedentung,
weil ihm bekannt sei, daß im Kriegsministerium einc andere Auffassung bestehe als die
von dem Staatsserretär des Rcichsamts des Innern hier vorgetragene. Das Kriegs-
ministerium habe die Sozialisierung der Wirtschaft während des Krieges in weit-
gehendem Maße durchgeführt und halte eine Aufrechterhaltung einer gewissen Soziali-
sierung in höherem Maße für wünschenswert als das Reichsamt des Innern. Es sei nol-
wendig, beide Anschauungen kennen zu lernen und nicht lediglich den Standpunkt des
Reichsamts des Innern zu vernehmen.
Ein anderes Mitglied weist gegenüber der zum Ausdruck gebrachten Vesorgnss
vor einer Überschwemmung mit fremden Erzeuguissen darauf hin, daß cinc solche nicht