Full text: Kriegsbuch.Vierter Band. (4)

Überführung der Kriegs= in die Friedenswirtschaft (Reichstagsbericht). 667 
Maßnahmen lauteten die Vorschläge verschieden, doch stimmten alle darin überein, daß 
eine Organisation hierfür geschaffen werden müsse. 
lber Lebens- und Futtermittel führt der Berichterstatter folgendes aus: 
Es liegen vor: 1. Bittschrift des Verbandes der Deutschen Olmühlen, 
2. Bittschrift der Handelskammer Berlin. 
Zu 1. Die Olmühlenindustrie sei fast ausschließlich auf die Verarbeltung auslän- 
discher, insbesondere überseeischer Rohstoffe angewiesen. Die Einfuhr an Olsaaten und 
Hlfrüchten erreichte im Jahre 1913 die Zisfer von 1740000 Tonnen. Die Verarbeitung 
dleser Mengen sicherte den deutschen Bedarf an Pflanzen-Olen und Fetten. Bei Ein- 
tritt des Friedens sel Deutschland von pflanzlichen Olen und Fetten fast entblößt, wes- 
halb der Import der bezüglichen Rohstoffe volkswirtschaftlich von größter Bedeutung 
wäre. Luch die aus der Olfabrikation gewonnenen Kraftfuttermittel seien für die Land- 
wirtschaft unentbehrlich. Um die Rohstoffversorgung der Industrie für die Zeit unmittel- 
bar nach dem Frleden zu zentralisieren, sei eine Wirtschaftsgesellschaft der deutschen Ol- 
mühlen in Aussicht genommen. Der jetzige Kriegsausschuß für Ole und Fette sei für die 
Beschaffung überseeischer Rohstoffe nicht geeignet, da ihm die Fachleute fehlen. Der 
Berband deutscher Olmühlen rege deshalb an: 
a) Gründung einer Wirtschaftsgesellschaft der deutschen Olmühlen für die Ver- 
sorgung der deutschen Olmühlenindustrie mit Rohstoffen unter staatlicher Kon- 
trolle. 
b) Schaffung eines eigenen Dezernats für die Olmühlenindustrie im Reichsamt 
für Übergangswirtschaft und Leitung desselben durch einen Fachmann aus der 
Industrie. 
Zu 2. Vor dem Kriege hätten wir an Brotgetreide importiert rund 2900000 Ton- 
nen und exportiert rund 1500000 Tonnen, so daß mehr importiert seien 1400000 Tonnen. 
Während des Krieges sei es elner Rationlerung gelungen, Deutschland ohne nennens- 
werte Einfuhr mit Brotgetreide zu versorgen. Ohne eine Verbrauchsregelung würde, 
den Gewohnheiten des Friedens zufolge, nach dem Kriege ein erheblicher Einfuhrbedarf 
an Brotgetreide eintreten, wobel das Maß des Bedarfs von dem Ertrage der vorange- 
gangenen Inlandsernte abhängig wäre. Bei Fortdauer elner Verbrauchsregelung sei 
indessen mit Rücksicht auf die Valuta und den Schiffsraum die Einfuhr teilweise entbehr- 
lich. Die Einfuhr von Roggen sei ohne weiteres entbehrlich, diejenige von Weizen in 
mäßigem Umfang wünschenswert. Die Einfuhr von Futtergetreide — im Jahre 1913 rund 
3000000 Tonnen — sei anzustreben, einmal zur Erhaltung und Vermehrung des Bieh- 
beslandes, sodann, um brauchbare deutsche Gerste für die Bier-, Graupen- und Kaffee- 
ersatzherstellung frei zu bekommen. Rücksichten auf die Valuta und den Schiffsraum 
kämen hier deshalb kaum in Frage, weil wir ½/12 unserer ausländischen Futtergerste aus 
Rußland bezogen hätten. Von sonstigen Futtermitteln spiele in der Einfuhr elne bedeu- 
tendere Rolle Kleie (1913: 1400000 Tonnen). Auch bei dieser Ware stehe Rußland bei 
der Einfuhr an erster Stelle. Keiner näheren Begründung bedürfe die Forderung, die 
Einfuhr von Düngemitteln (Salpeter, Ammoniak) sowie von landwirtschaftlichen Säme- 
relen im weitesten Sinne zuzulassen. Von hoher Wichtigkeit für die Volksernährung seien 
Reis und Hülsenfrüchte. Reis müßten wir aus Indien, Hülsenfrüchte aus Ungarn, Ru- 
mänien und Rußland beziehen. Dem Eierhandel müsse für den Übergang von der Kriegs- 
in die Frledenswirtschaft der freie Spielraum nach Möglichkeit wiedergegeben werden. 
Für die allererste Zeit nach dem Friedensschluß wäre eine Einfuhr von Olen und Fetten 
aus dem Ausland dringend zu wünschen, später dürfte die Einfuhr von Fertigfabrikaten, 
falls unsere Olmühlen, die leistungsfähigsten der Erde, entsprechend beschäftigt werden 
könnten, entbehrlich werden. Eine Regelung der Einfuhr von Kolonialwaren (Kaffee, 
Tee, Kakao) nach Friedensschluß brächte außerordentliche Schwierigkeiten, müßte aber 
mit Hilfe des Kriegsausschusses gelöst werden. 
Zur Schiffsraumfrage führt der Berichterstatter aus: Es liegen vor: eine 
Eingabe des Hansa-Bundes mit verschiedenen Anlagen, eine Denlschrift der Han-
	        
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