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Dritter Titel: Ländwirtschaftliche Arbeiter.
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Die landwirtschaftlichen Arbeiter zerfallen in
Guts (Hof-) tagelöhner, welche neben einem ge-
ringen Barlohn auf freie Wohnung mit Gartenland
und Naturalbezüge (Deputat, — z. B. Feuerung,
Kartoffelland, Weide, Futter) angewiesen sind, in
freie Arbeiter, die teils als Häusler ansässig sind,
teils nicht, und in Wanderarbeiter, die in immer
erheblicherem Masse aus dem Osten des Reiches,
Russland und Österreich kommend, das Land über-
fluten. Die Zahl dieser ausländischen Saison-
arbeiter, die im Frühjahr erscheinen, um im
Herbst wieder von dannen zu ziehen, beträgt
schätzungsweise gegen 30000. Sie wird sich
noch vergrössern, je mehr die Landflucht der
heimischen Bevölkerung zunimmt. Die Gründe der
Abwanderung in die Städte sind die gleichen, wie
in anderen Gegenden: leichtere Arbeit, ein unge-
bundeneres Leben, die Annehmlichkeiten des
Aufenthaltes in der Stadt, die Hoffnung auf
grösseren Verdienst. Aufgabe der inneren Koloni-
sation ist es, die ländliche Bevölkerung in ihrer
alten Heimat festzuhalten. Man sucht die land-
wirtschaftlichen Arbeiter als kleine Grundbesitzer
(Häusler) sesshaft zu machen, ihre Lebensbedin-
gungen durch Wohlfahrtseinrichtungen günstiger
und angenehmer zu gestalten usw. In diesem
Sinne sind Regierung wie Private, Vereine usw.
seit einiger Zeit nach Kräften tätig. Inwieweit die
Bemühungen Erfolg haben werden, muss die Zu-
kunft lehren.
Wegen der Bestrafung des Kontraktbruches
landwirtschaftlicher Arbeiter $ 133 d. W.
Sohlesinger, Staaterccht. 27