Full text: Landeskunde des Königreiches Sachsen. Ausgabe A.

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Fracht-, Post= und Dampfwagen nach einander, gehen heute 
noch nebeneinander hin und mögen ausdrücken, daß Plauen das 
Herz des Vogtlandes geworden ist, aus und nach dem ein 
lebensvoller Verkehr des Vogtlandes strömt. 
5. Nach den Stätten, die der Industrie, dem Handel und 
Verkehre Plauens gewidmet sind, gedenken wir nun noch zweier 
Gebäude, die der städtischen oder staatlichen Verwaltung dienen. 
Das erste ist das Rathaus der Stadt, das in der Mitte des 
16. Jahrhunderts am Altmarkte erbaut wurde. Das Wappen am 
Vorbau des vorderen Giebels zeigt uns einen getürmten Festungs- 
bau und will uns erzählen, daß Plauen einst mit Graben und 
Wall umzingelt war. Am Giebel selbst fesselt unsere Aufmerksamkeit 
eine kunstreiche Uhr, an der zwei Löwen die Viertelstunden auf 
einer Glocke anschlagen, die zwischen ihnen hängt. Eine Kugel aber, 
die aus einer blauen und einer vergoldeten Hälfte besteht, zeigt 
durch ihre Drehung die Zu= und Abnahme des Mondes für jeden 
Tag des Monats an. In diesem Rathause, dessen Wappen, Kunstuhr 
und Mondkugel früher die Bewunderung der Fremden erregten, hat 
die städtische Verwaltung ihren Sitz, die unablässig für Hebung des 
Gemeindewohles bestrebt ist. Das zweite wichtige Gebände Plauens 
ist das alte Schloß, dessen Schicksale ganz eng mit denen der 
Stadt verflochten sind. Noch heutigen Tages wird es „Hradschin" 
genannt und gibt sich damit als eine „Bergfeste“ zu erkennen, die 
von den Slaven vielleicht schon vor tansend Jahren an der Elster 
gegründet worden ist. Im 13. Jahrhunderte wurde das neuerbaute 
Schloß zum Sitze der Vögte des Elsterlandes erhoben, die sich nun 
gern „Herren von Plauen“ nannten. Schrecklich haben dann im 
15. Jahrhundert (25. Jan. 1430) in seinen Räumen die Hussiten 
gewütet, die gegen das gegebene Wort schonungslos Bürger, Geistliche 
und Edelleute töteten. Im 16. Jahrhunderte wurde es selbst einmal 
von den vogtländischen Bauern erfolglos belagert, die sich gegen 
ihre Herren empört hatten. Bald darauf beherbergte es in Kaiser 
Karl V. seinen höchsten Gast. Gegenwärtig ist es der Sitz eines 
Amts= und Landgerichts geworden, welche beide in den kleineren 
oder größeren Streitsachen der vogtländischen Bauern oder Bürger 
das Rechtsurteil zu sprechen haben. Das Rathaus hat demnach 
mehr eine friedliche, das Schloß eine kriegerische Vergangenheit 
hinter sich. Beide aber wollen heute vereint das Wohl der 
Stadt Plauen und des ganzen vogtländischen Kreises 
fördern. 
6. Um die schöne Stadt Plauen und die anmutige vogtländische 
Landschaft endlich noch einmal zu überblicken, besteigen wir den 
Kemmler, den höchsten und schönsten Berggipfel in der Nähe der 
Stadt, der sich 3 Stunden von ihr im Südosten erhebt. Das 
gewölbte Haupt des Berges ist mit verwittertem Grünsteine bedeckt, 
aber es gewährt uns von dem Bismarckturme aus ein herrliches
	        
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