Full text: Landeskunde des Königreiches Sachsen. Ausgabe A.

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und wetteifert mit der Nachbarin (über 8 T.) im geschäft- 
lichen Erwerbe und geistigen Fortschritte. 
6. Endlich gedenken wir noch der jüngsten Bergstadt, die 
Heinrich der Fromme zwischen der Zschopan und Pockau ins Leben 
rief. Als er in Freiberg wohnte, bestimmte er eine wilde, waldige 
Gegend, auf der bereits ein ärmliches Dorf stand, zur Errichtung der 
Stadt Marienberg (über 7 T.), um dort das Silber des Bodens 
zu heben und das Wildides Waldes zu jagen. Er selbst kam an 
Ort und Stelle, ließ den Plan der Stadt entwerfen, die Straßen 
in der größten Regelmäßigkeit abstecken und an dem gnadratischen 
Marktplatze sein Jagdschloß erbauen. Da aber die Silberausbente 
eine dürftige blieb und schließlich vollständig erlosch, mußte sich auch 
diese Stadt bald anderen Betrieben zuwenden. Gegenwärtig treibt 
sie nicht bloß Feldwirtschaft und Flachsbereitung, sondern preßt 
auch schönverzierte Platten aus Ton oder Zement und ist der Sitz 
der sächsischen Unteroffizierschnle und einiger Spielwarenfabriken 
geworden, von denen die eine vorzugsweise Spielzeng aus Holz, die 
andere hingegen solches aus Blech verfertigt. Doch wird auch heute noch 
in der „Abraham-Fundgrube“ bei Lauta Silber aus dem ergiebigen 
Boden gehoben. Wiederholung. 
Schlußzusammenfassung: Ordnen wir nun die Silberstädte 
des Erzgebirges nach ihrer geschichtlichen Entstehung, so ist Freiberg 
die älteste (1175), Schneeberg die zweite (1470), Annaberg die 
dritte (1496), Marienberg die jüngste (1521) unter den Schwestern. 
Vergleichen wir sie in ihrer äußeren Erscheinung untereinander, so 
zeigt sich Marienberg als die regelmäßige, Schneeberg als die un- 
regelmäßige, Freiberg als die entfaltete, Annaberg als die geschlossene 
Hochstadt. Gruppieren wir sie endlich nach ihrer gegenwärtigen 
Bedeutung, so können wir Marienberg als aufstrebende Fabrikstadt, 
Schneeberg als die Spitzenstadt, Annaberg als die Handelsstadt, 
Freiberg aber als sächsische Bergstadt im eigentlichen Sinne des Worts 
bezeichnen, an allen vier Silberstädten aber gemeinsam erfahren, wie 
wechselvoll doch auch die Geschichte eines Städtelebens ist. 
IV. Lehrdichtung: (Aus „St. Georgenzeche“ von Ad. Böttger.) 
„Heut' ist ein Festtag! Alles von Silbererz! 
Denkt ench, der Herzog Tafel und Stühle rings 
Albrecht besucht uns! Eine gediegene 
Zu Sankt Georgen Prächtige Stufe! 
Fuhr mit uns Knappen im Wie mit den Räten nun 
Leinenen Kittel Unser geliebler Herr 
Heute der liebe Staunend die Tafel sah, 
Junker von Grimm' an! Wo ihm ein heitres Mahl 
Hei, wie erglitzerte Festlich Willkommen bot, 
Drunten die Zeche! Griff er zum Goldpokal, 
Klopft auf die Schulter mir 
Und begann freundiglich: 
Glückauf! Dem Himmel Dankk! 
Unser Herr Koaiser ist
	        
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