6. Post- und Telegraphenwesen. 83
lande; seit 1897 gibt die Post Kartenbriefe aus. Ebenso
werden die direkten telegraphischen Verbindungen durch Er-
weiterung des Untersee-Kabelnetzes fortgesetzt vermehrt.
Der um das deutsche Postwesen besonders verdiente
1897 verstorbene Staatssekretär von Stephan hat auch den
Verkehr der Post mit dem Auslande in neue Bahnen gelenkt
und wesentlich mitgewirkt an der Schöpfung des Weltpost-
vereins, eines der bedeutendsten Unternehmen der neueren
Zeit. Der Weltpostverein, dessen Internationales Bureau
in Bern seinen Sitz hat, ist dort 1874 begründet worden;
er unmschließt seit dem Beitritt Chinas 1914 die Gesamtheit
der zivilisierten Länder des Erdkreises, ein Gebiet von etwa
147 Millionen qkm und führt für Briefe zwischen allen
Vereinsländern ein einheitliches Porto ein. Das Einheitsporto
beträgt 20 3 für 20 g von frankierten Briefen und je 10 3
für jede weiteren 20 g, 10 3 für Postkarten und 20 S3 für solche
mit Antwort, 5 2 für je 50 g von Drucksachen, Geschäftspapieren
(mindestens 20 8) und Warenproben (mindestens 10 3). Über
diese Sätze hinausgehend gelten im Verkehr des Deutschen
Reiches mit Osterreich-Ungarn, Bosnien-Herzegowina, Liechten-
stein und Luxemburg im wesentlichen die niedrigeren Sätze
des deutschen Inlandes; ebenso bestehen Portoermäßigungen
im direkten Briefverkehre mit Nordamerika und innerhalb der
beiderseitigen anschließenden Grenzgebiete (je 30km) mit Belgien,
Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz.
Unter Erhöhung der Inlandsgebühren für Briefe, Pakete,
Postkarten und Telegramme wird seit 1. August 1916 wegen der
Kriegskosten eine auß erordentliche Reichsabgabe erhoben;
ihr Jahresmehrertrag, für 1917 auf 225 Mill. angenommen,
fließt also auch aus Bayern und Württemberg dem Reiche zu.
Auf einer ähnlichen Grundlage beruht der Internationale
Telegraphenverein, 1868 errichtet, der sein Bureau eben-
falls in Bern hat und ein Gebiet von 67,4 Millionen ckm