Arbeitsausschuß Deutscher Verbände.
Schuld am Kriege?
60 Selbstzeugnisse der Entente.
Vorwort.
Deutsche, die zweifeln, werden sich schwer durch Deutsche
überzeugen lassen. Aber Deutsche müßten nicht Deutsche sein,
wenn sie sich nicht durch Ausländer überzeugen ließen.
Es gibt Zeugnisse, die nicht gelogen sein können. Das sind
Dokumente, welche niemals für die Veröffentlichung bestimmt
waren. Das sind Niederschriften und Meinungsaustausche, die
durch einen Zufall aufgefunden und bekannt wurden. Wer als
Diplomat um geheime Dinge wußte, wer als Gesandter in
politische Zusammenhänge hineinschaute und seine Beobachtungen
nur für den Gebrauch der eigenen Regierung zu Papier brachte:
der ist gewiß ein unverdächtiger Zeuge. Die Aufzeichnungen von
Männern, die aus persönlicher Kenntnis die politischen Vorgänge
beurteilten und bestimmten Staatsmännern zutrauten, daß sie den
Krieg wollten und ihn vorbereiteten, geben eine Antwort auf die
Frage: wie es kam?
Der Verlauf des Weltkrieges hat uns in den Besitz solcher
Zeugrisse gebracht. Wir erheben heute in Deutschland die
Forderung, daß die französischen und englischen Archive geöffnet
werden sollen, wie wir die deutschen Archive geöffnet haben. Die
Forderung, die so überaus einleuchtend zu sein scheint, ist allzu
vertrauensvoll. Wir können überzeugt sein, daß dann, wenn Eng-
land und Frankreich unter irgendeinem sittlichen Zwange wirklich
ihre Bereitschaft erklären sollten, der Forderung nachzukommen,
wir nur Archive vorfinden würden, die leer sind. Schon heute
wird alles aus ihnen entfernt sein, was an dem Tage seinen Zweck
erfüllt hatte, als wir den Frieden von Versailles unterzeichneten.
Wir müssen uns also an die bereits geöffneten Archive halten.
Es gibt solche Archive, bzw. Beweisstücke von archivarischem
Werte. Als unsere Heere mit überraschender Schnelligkeit vor-
drangen, da konnte die belgische Bürokratie keine gründliche Weg-
räumungsarbeit mehr leisten. Wir fanden bei der Durcharbeitung
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