Preußen. 155
Faucher die Ansicht vertritt, der Staatsschatz sei ein alter Zopf,
der abgeschnitten werden müsse; wenn der Staat in Kriegszeiten
Geld haben müsse, so seien dazu die Banken da, tritt das Haus
dem Antrage v. Hennig's bei und der Regierungscommissär verliest
hierauf den Status des Staatsschatzes, wonach am 1. Januar
1860 der Bestand rund 12 Millionen, am Schlusse 1860 etwas
über 13 Millionen, und am Schlusse 1862: 16,235,34“4 Thlr.
betragen habe.
29. Juli. Das Abg.-Haus lehnt die vom Herrenhaus beschlossene Con-
tinuität seiner Sitzungen mit großer Mehrheit ab. — Beim Etat
der Centralstelle für Preßangelegenheiten für 1862 wird nach ein-
läßlicher Discussion der Gehalt für einen Director und Kanzlei-
secretär bewilligt aber als „künftig wegfallend“ bezeichnet. Der
Dispositionsfond für 1862 wird dem Antrage der Commission ge-
mäß mit nur 16,000 Thlrn. bewilligt, die gänzliche Streichung
der von der Regierung geforderten Summe von 31,000 Thlrn. je-
doch für 1863 vorbehalten. Dagegen verwirft das Haus fast ein-
stimmig den Antrag der Commission auf Verminderung der Kosten
für Ordensinsignien.
31. „ Antwort Preußen's auf die österr. Depesche vom 26. Juli
(s. Oesterreich) über die Anerkennung des Königreichs Italien von
Seite Preußen's:
„.. Wir hatten geglaubt, nicht nur eine Bundespflicht für Deutschland zu
erfüllen, sondern auch ganz insbesondere eine bundesfreundliche Rücksicht für
Oesterreich zu üben, indem wir uns einerseits als Vorbedingung unserer
Anerkennung von der Turiner Regierung gewisse, auch von uns selbst nicht
überschätzte, aber dennoch unbefangener Weise nicht für werthlos zu erach-
tende Garantien und Versicherungen ertheilen ließen, andererseits aber, was
viel wichtiger ist als alle Zusicherungen von italienischer Seite, selbst eine
sehr bestimmte, dem Turiner Cabinet keineswegs angenehme und von ande-
ren europäischen Mächten ihrer vollen Bedeutung nach gewürdigte Stellung
zu dem neuen italienischen Königreiche und seinen eventuellen Prätensionen
einnahmen. Wenn nun der kais. österr. Herr Minister der auswärtigen
Angelegenheiten diese letztere gänzlich mit Stillschweigen übergeht und er-
klärt, daß die ersteren den Werth des Blattes Papier nicht erreichen, auf
welchem sie geschrieben stehen, so theilen wir zwar nicht den gleichzeitig aus-
gesprochenen Glauben desselben, daß über diesen Punkt General Durando
genau so denke, wie er, schöpfen aber jedenfalls aus dieser Aufnahme unse-
rer bundesfreundlichen Mittheilung die lehrreiche Erfahrung, daß wir uns
in Zukunft jeder ähnlichen Rücksichtsnahme auf österr. Interessen überhoben
erachten dürfen, soweit sie nicht durch unsere Bundespflichten bedingt ist.“
1. Aug. Das Herrenhaus ertheilt dem Handelsvertrage mit Frankreich
einstimmig seine Zustimmung.
2. „ Preußen unterzeichnet für sich den Handelsvertrag mit Frank-
reich und setzt davon durch eine Circulardepesche die Regierungen
der Zollvereinsstaaten in Kenntniß, indem es ihnen zugleich als
letztes Zugeständniß die Aufhebung der Uebergangssteuer auf Wein