Oetsterreich. 223
geleitet von Erwägungen, welche Ihnen Helner Zeit mitgetheilt wurden, Mein
Ministerium ermächtigt und beauftragt habe, die Staatsporanschläge
für die Jahre 1862 und 1863 sammt den dazu gehörigen Finanzgesetzent-
würfen Ihnen vorzulegen, sind diese Voranschläge von Ihnen mit gewissen-
hastem Eiser geprüst und unter Ihrer Zustimmung festgestellt worden. Mit
Befriedigung habe Ich wahrgenommen, daß die Bemühungen meiner Re-
gierung durch möglichste Verminderung des Staatsaufwandes, ein günstigeres
Verhältniß zwischen den Einnahmen und den Ausgaben herbeizuführen, kräftig
und erfolgreich von Ihnen unterstützt wurden. Hinsichtlich der Bedeckung
der letzteren sind Sie, in richtiger Würdigung der Verhältnisse, von dem
Grundsatze ausgegangen, daß das Fehlende zum großen Theile durch die
eigene Kraft des Reiches herbeizuschaffen sei. Die Ausführung dieses Grund-
satzes ist nicht zu trennen von der Nothwendigkeit, durch Erhöhung der Ab-
gaben die allgemeinen Lasten zu vermehren. So lebhaft Ich diese Noth-
wendigkeit bedauere, so haben dech vielfache Erfahrungen Mich mit der Ueber-
zeugung erfüllt, daß Meine Völker diese Opfer, durch welche nur Oester-
reichs Macht und Wohlfahrt gefördert werden sollen, mit bewährter Hin-
ebung zu bringen bereit sind... Durch das Bankgesetz sind die Grund-
agen für ein Uebereinkommen der Finanzverwaltung mit den Vertretern der
Nationalbank gewonnen, durch welches ihr Verhältniß zum Staate geordnet
werden und sie selbst ihre Consolidirung erhalten soll. Das eifrige Streben,
welches Sie dem Zustandekommen dieser Gesetze zugewendet haben, die voll-
endete Thatsache der Verminderung der Ausgaben und der vortheilhafteren
Ergebnisse des verflossenen Jahres konnten nicht verfehlen, überall eine gün-
stige Wirkung hervorzubringen. Begleitet von erfreulichen Wahrnehmungen
des Forschreitens zum Bessern, kehren Sie in Ihre Heimat zurück, in welcher
Sie einer neuen Thätigkeit entgegengehen. Dort werden Sie die Träger und
Vermittler jener Prinzipien sein, in welchen die Verfassungsgesetze wurzeln,
die Ich gegeben habe, und an denen Ich fortan wie bisher fest-
halten werde. Sie werden nicht ermüden in dem Bemühen, das Band noch
inniger zu knüpfen, welches seit Jahrhunderten die Völker Oesterreichs zu ihrem
eigenen Heile verbindet. Dadurch wird der Verwirklichung Meines festen
Entschlusses, des Reiches Einheit zuwahren (lang anhaltende Hochrufe)
und das begonnene Werk der Verfassung zur Vollendung zu bringen, auch Ihr
Beistand zu Theil werden. Dieses Ziel auf dem durch die Grundgesetze vor-
gezeichneten Wege zu erreichen, darauf werden die ernsten Bestrebungen Meiner
Regierung unablässig gerichtet sein. Indem Ich Sie, geehrte Mitglieder des
Reichsrathes, mit Meinem Danke und mit der Versicherung Meiner kaiser-
lichen Huld entlasse, werde Ich Mich freuen, Sie alle wieder im Laufe des
nächsten Jahres zur Fortsetzung Ihrer patriotischen Thätigkeit im Reichsrathe
um Mich versammelt zu sehen. Der Himmel, der erst jüngsthin Mir und
Meinem Hause ein beglückendes Zeichen seiner Gnade gegeben, welches Meine
Völker mit rührender Freude begrüßten (stürmische Hochrufe), er möge in
seiner Allmacht segnend walten, daß Oesterreich blühe und gedeihe, durch
Eintracht stark und reich an allen Ehren!“
20. Dec. Der Präsident des Abg.-Hauses Hein wird zum Justizminister
ernannt.
26. „ Resultatlose Conferenz des Finanzministers mit den Bankdirec=
toren über die Annahme der neuen Bankacte.
27. „ In Folge einer Besprechung der Bankfrage im Ministerrath
richtet der Finanzminister eine beruhigende Zuschrift an den Bank-
gouverneur, mit der Erklärung, daß die kaiserl. Regierung bereit