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Expebition besslsen würbe, zeigten alle meine Briefe, alle meine Reden,
alle Depeschen meiner Minister unwändelbar diese Tendenz, und, je nach den
Umständen, unterstützte ich sie mit tiefer Ucberzeugung an der Spitze einer
limktirten Regierungsgewalt, als Präsident der epublik, wie an der Spitze
tiner siegreichen Armte an den Ufern des Minclo.
„Ich gestehe, daß meine Bestrebungen bisher an Wierstang aller Art
scheiterten, gegenüber zweiell diametral entgegengesetzten Parteien, unbeugsam
in lhrem Hasse, wie in ihrer Ueberzeugung, taub für die Rathschläge, welche
der Wunsch des Guten allein einflößte. Ist dics ein Grund, nicht weiter
auszuharren und eine Sache zu verlassett, groß in den Augen Aller, und
die fruchtbringend sein muß an Wohlthaten für die Menschheit? — Es ist
dringend nothwendig, daß diese römische Frage eine definilive Lösung er-
halte, denn sie störk die Gemüther nicht in Italien allein; überall ruft sie
dieselbe moralische Störung hervor, weil sie das berührt, was dem Menschen
am nächsten liegt, den religiösen und politischen Glauben. Jede Partei un-
terstellt die eigenen exclusiven Gesinnungen den wahrhaften Principien der
Billigkeit und des Rechts. So verzessen die Einen die anerkannten Rechte
einer Regierung, welche seit zehn Jahrhunderten besteht, und proclamiren
ohne Rücksicht auf diese Weihe der Zeit die Entsetzung des Papstes, wäh-
tend die Andern ohne Rücksicht auf die legitime Wiederforderung der Volks-
rechte, ohne Scrupel einen Theil Italien's zur Unbeweglichkeit und endlosen
Unterdrückung verurtheilen. So verfügen die Einen über eine noch be-
stehende Macht, als wenn sie niedergeworfen wäre, und die Andern über
ein Volk, welches zu leben verlaust, als ob es todt wäre. Wie dem auch
sei — es ist Pflicht der Staalsmänner, die Mittel zur Aussöhnung zweier
Ursachen zu studiren, welche die Leidenschaften allein als unvereinbarlich dar-
stellen. Gelingt es nicht, s5 war der Versuch darum nicht ohne Ruhm, und
in jedem Falle ist es gut, läuk das Ziel zu nennen, welches man verfolgte.
Dieses Ziel ist, zu einer Combination zu gelangen, mittelst welcher
der Papst annehmen würde, was Großes ist in dem Gedanken ei-
nes Volkes, welches strebt, eine Nation zu werden, und auf
der andern Seite dieses Volk anerkennen würde, was Heilsames
lihst in einer Macht, deren Einfluß sich über die ganje Welt
erstreckt.
„Im ersten Augenblické Angesichts der Vorurtheile und des Grolles, gleich
lebhaft auf beiden Seiten, verzweifelt män an einetm günstigen Resultate.
Wenn aber nach eingehender Prüfung der Dinge man Vernunft und ge-
sunden Betstand befragt, so gewinnt man die Ueberzeugung, daß die Walr-=
heit, dieses hitmimlische Licht, endlich durchdringen und beiden entgegengesetz-
ten Parteien in vollster Klarheit zeigen wird, welche hohe Interessen, welche
Lebentsfragen sie veranlassen, nöthigen, sich zu verständigen und zu versöh-
nen. — Welches ist zuerst das Intkeresse Italien'#? Saviel es von ihm ab-
hängt, die drohenden Gefahren zu entfernen, die Gehässigkeiten, welche es
wachritf, zu mindern, endlich Alles wegzuräumen, was seinem legitimen
Ehrgeize, sich zu reconstituiren, im Wege steht. Um so viele Hindernisse zu
besiegen, muß man sie kaltblütig in's Auge fassen.
„Als neuer Staat hat Italien alle jene gegen sich, welche den Traditio-
nen det Vergangenheit anhangen; als Staat, welcher die Revolution zu
Hilfe rief, flößt er allen Männern der Ortdnung Mißtrauen ein. Sie zwei-
feln an seiner Kraft, die anarchischen Tendenzen niederzuhalten, und sie zö-
gern, zu glauben, daß mit denselben Elementen, welche so viele Gesellschaften
umwarfen, eine Gesellschaft sich befestigen könne. Endlich hat es an seinen
Thoren einen furchtbaten Feind, dessen Armeen und leicht begreiflicher böser
Wllle (mauvals vouloir) noch lange eine drehende Gefahr bleiben wird.
Dieser an und für sich schon so eruste Antagonismus wird es noch mehr,
indem er sich auf die Interessett des katholischen Gläubens stützt. Die re-