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Italien.
Occupationstruppen aus Nom daselbst nicht zu interveniren, son-
dern den Papst den Römern allein gegenüber zu lassen.
Depesche Durando's an den italienischen Gesandten in Pa-
ris: „ Bis jetzt konnte die Französische Regierung bei den wieder-
holten Versuchen der ikalienischen Revolutionspartei Zweifel hegen, ob wir
genügende Kraft und Autorität zu ihrer Unterdrückung, zur Herstellung der
Ruhe im Lande und zur Haltung der Verpflichtungen besäßen, die hinsicht-
lich der Garantie der Sicherheit des Papstes einzugehen wir Veranlassung
haben würden. Dieser Zweifel ist fortan nicht mehr möglich! Die Energie,
welche die Regierung den letzten Ereignissen gegenüber an den Tag gelegt,
die Raschheit, mit welcher sie die Geltung des Gesetzes wieder hergestellt, und
die Amnestie, die sie ohne Furcht dem Könige hat anrathen können, liefern
den Beweis, daß sie das Bewußtsein ihrer Kraft besitzt und daß sie dieselbe
zur Aufrechthaltung der bestehenden Ordnung und eingegangener Verpflich-
tungen anzuwenden nicht zögern wird.
„Nach unserer Ueberzeugung ist es jetzt eine ausgemachte Sache, daß einer
Verständigung über die Thunlichkeit einer Aufhebung der Occupatton nichts
mehr im Wege steht. Man hat mit dieser Politik den Versuch gemacht,
ohne — ich wiederhole es — die vergeblich geforderte und vergeblich gehoffte
Versöhnung und Reform herbeiführen zu können. Wenn man die römische
Curie allein ihren Unterthanen gegenüber läßt, so wird man, es steht zu
hoffen, erreichen, was die Langmuth des Kaisers durch 14 Jahre der Occu-
pation und unfruchtbare Unterhandlungen nicht hat erreichen können.
„Aus allen diesen Rücksichten kann sich die königl. Regierung nicht län-
ger mehr enthalten, die Aufmerksamkeit der Regierung des Kaisers auf eine
Sachlage zu richten, welche die schleunigste Abhilfe verlangt. Wir wenden
uns daher an dieselbe, um anzufragen, ob sie nicht den Augenblick für ge-
kommen erachtet, die Truppen aus Rom abzuberufen und eine neue Com-
bination zu suchen, welche eine für beide Länder so gefahrvolle Lage heben
kann. Die Italienische Regierung ist bereit, die Vorschläge, die man ihr
zum Zwecke der Sicherung der Unabhängigkeit des heil. Stuhles machen
wird, zu prüfen, sobald die fremde Occupation aufgehört hat. Sie wird die
Vermittlungsentwürfe in Erwägung ziehen, welche bei Beruhigung des ka-
tholischen Gewissens zugleich die berechtigten Forderungen der italienischen
Nationalität befriedigen.“ "
45. Oct. Aushebung der Jahrgänge 1820 — 39 für das Landheer und die
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Flotte in ganz Italien, Neapel inbegriffen.
Der König empfängt eine römische Deputation mit einem Hoch-
zeitsgeschenk für die Prinzessin Pia, Königin von Portugal.
„ Eine mit 8943 Unterschriften versehene Adresse des niedern italieni-
schen Klerus bittet den Papst, auf seine weltliche Herrschaft zu verzichten.
P. Passaglia wird als der intellectuelle Urheber dieser Adresse bezeichnet.
2. Nov. Ein königl. Decret dehnt die Amnestie vom 5. Oct. auf alle diejeni-
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gen aus, welche sich vermittelst der Presse, durch öffentliche Demonstrationen
oder in irgend einer anderen Weise an den in jener Amnestie bezeichneten
Handlungen betheiligt haben.
Der König gebt nach Mailand und hält daselbst eine große Revüe über
die regulären Tiuppen und die Nationalgarde ab.
Der König kehrt nach Turin zurück, nachdem er außer in Mailand auch
in Piacenza, Bologna 2c. große Militärrevüen abgehalten.
„ Ein Kriegsgericht verurtheilt den General Faverges wegen ungerechter
Züchtigung eines (neapolit.) Soldaten zu 4 Monaten, die anderen dabei
betheiligten Offiziere zu je 2 Monaten Gefängniß.
„ Aufhebung des Belagerungszustandes in Neapel.