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Rom.
brochen hat, so steht er doch in den besten Beziehungen zu Italien. Selbst
Italiener und der erste der Italiener, leidet er mit unter den Leiden Ita-
liens und ist mit Schmerzen Zeuge der grausamen Prüfungen, welche die
italienische Kirche treffen. Was eine Verständigung mit den Räubern be-
trifft, so werden wir uns nie darauf einlassen! Ich kann nur wiederholen,
jede Transaktion auf diesem Gebiet ist unmöglich, mit wel-
chen Vorbehalten man sie auch begleiten, in welche Wendung der Sprache
man sie auch einhüllen wolle; in dem Augenblick, wo wir sie annähmen,
würden wir sie zu sanktioniren scheinen. Der Papst verpflichtet sich bei sei-
ner Erhebung, wie die Kardinäle bei ihrer Ernennung, eidlich, nichts von
dem Gebiet der Kirche abzutreten. Der hl. Vater wird daher keine
Konzession dieser Art machenz ein Konklave würde ebenso
wenig das Recht dazu haben; das Gleiche gilt von einem
neuen Papst, und seinen Nachfolgern von Jahrhundert zu
Jahrhundert würde ein solches Zugeständniß ebenso wenig
gestattet sein". Der sehr ruhige Ton des Kardinal-Staatssekretärs kün-
dete zudem einen um so unerschütterlichern Entschluß an, als derselbe sich auf
eine Anschauungsweise begründet, welche außerhalb der Discussion liegt. Ich
begnügte mich, dem Kardinal Antonelli zu bemerken, daß schon der Cha-
rakter seiner Erklärung mir die Pflicht auferlege, ihn zu fragen, ob ich sie
als die endgültige des hl. Stuhls betrachten und der kaiserlichen Regierung
übermitteln könne. Nach einem Augenblick der Ueberlegung erbot sich der
Kardinal, darüber mit dem hl. Vater zu sprechen, obwohl er diesen Schritt
für überflüssig halte. Das tiefe Gefühl heiliger Pflichten habe Sr. Heilig-
keit die feierlichen Erklärungen eingegeben, mit welchen er sich so oft in
seinen Encykliken und Allocutionen an die gesammte katholische Christenheit
gewandt habe. Der Kardinal sah daher ohne Schwierigkeit die Antwort
voraus, die er mir am folgenden Tage entweder schriftlich oder durch Ver-
mittelung eines seiner Prälaten zukommen zu lassen versprach. Ich habe
denn auch wirklich diesen Morgen vom Kardinal-Staatssekretär ein Billet
erhalten, dessen Uebersetzung dieser Depesche beigelegt ist. Nach Einholung
der Befehle des Papstes sagt mir der Kardinal, habe er seiner gestrigen
Antwort nichts hinzuzufügen, noch etwas davon zurückzunehmen. — Um mich
kurz zu fassen, haben Ew. Erc. folgende Frage aufgestellt, die ich ihrem
Wortlaute nach hier wiedergebe: „Dürfen wir die Hoffnung hegen, daß der
heilige Stuhl, den vollzogenen Thatsachen Rechnung tragend, sich zur
Prüfung einer Vereinbarung herbeilassen wird, welche dem Paypste
die bleibenden Bedingungen der zur Ausübung seiner Macht nothwendigen
Würde, Sicherheit und Unabhängigkeit sichern würde?" Ich sehe mich mit
tiefem Bedauern genöthigt, verneinend antworten zu müssen, aber ich würde
es für Pflichtvergessenheit von meiner Seite halten, Ihnen eine Hoffnung
zu lassen, welche ich selbst nicht hege“.
19. Jan. Nationale Demonstration in Rom.
8. Febr. Neue nationale Manifestationen in den Theatern Roms werden
von den franz. Gendarmen verhindert.
25. März. Der Papst erklärt im versammelten Consistorium in feier-
licher Allocution, die weltliche Herrschaft sei zwar allerdings kein
Dogma, aber nothwendig und unerläßlich, um die Unabhängigkeit
des römischen Papstes aufrecht zu halten:
„ Es ist hier am Orte, eln Schreiben zu erwähnen, das Uns vor
kaum achtundvierzig Stunden aus einer großen Stadt Italiens, besser ge-
sagt, aus der Hauptstadt der Lombardei, von einem Geistlichen zugekommen
ist, der sich als Kanonikus unterzeichnet. In dem Schreiben heißt es: