Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dritter Jahrgang. 1862. (3)

298 Rom. 
dern ihm durch eine besondere Veranstaltung Gottes, durch eine lange 
Reihe von Sesten, durch die einmüthige Zustimmung aller Staaten und 
Reiche zugewiesen und durch eine Art von Wunder gestärkt und aufrecht 
erhalten worden ist. Du hast gleichfalls in erhabener und feierlicher Sprache 
erklärt, daß Du „die bürgerliche Souveränetät der römischen Kirche, ihre 
weltlichen Besitzungen und ihre Rechte, welche der katholischen Welt ge- 
hören, mit Energie ganz und unverletzlich wahren wollest, daß der Schutz 
der Souveränctät des heiligen Suhles und des Patrimoniums Petri alle 
Katholiken anginge, daß Du bereit seiest, eher Dein Leben zu opfern, als die 
Sache Gottes, der Kirche und der Gerechtigkeit Preis zu geben“ (Encycl. 19. 
Januar 1860). Wir antworten auf diese prächtigen Worte, daß wir bereit 
sind, mit Dir in Gefangenschaft und Tod zu gehen; wir bitten Dich 
demüthig, in diesem festen Entschluß und dieser Standhaf- 
tigkeit unerschütterlich zu bleiben und Engeln und Menschen das 
Bild einer unbezwinglichen Seele und eines souveränen Muthes zu geben. 
Das fordert von Dir die Kirche Jesu Christi, zu deren glücklicher Regierung 
die weltliche Souveränetät den römischen Päpsten von der Vorsehung zuge- 
theilt und welche die Beschützung dieser Souveränetät so als ihre Sache an- 
erkannt hat, daß ehedem, während der apostolische Stuhl leer stand, mitten 
unter den schrecklichsten Umständen alle Väter vom Concil zu Kostnitz selbst 
in Gemeinschaft die weltlichen Besitzungen der römischen Kirche haben ver- 
walten wollen, wie dies die öffentlichen Dokumente beglaubigen. Das ver- 
langen von Dir die gläubigen Christen, welche, durch alle Gegenden des 
Erdballs verstreut, sich glücklich preisen, daß sie uns frei zu Dir haben 
kommen und den Interessen ihrer Gewissen obliegen sehen. Das verlangt 
von Dir endlich die bürgerliche Gesellschaft, welche fühlt, daß der Umsturz 
Deiner Regierung auch ihre eigenen Grundvesten erschüttern würde. 
„Durch ein gerechtes Urtheil hast Du jene schuldbeladenen Menschen ver- 
dammt, welche die Kirchengüter angetastet haben, und all ihr Thun für 
null und nichtig erklärt (Allocutlon vom 26. September 1859); Du hast 
dekretirt, daß alle von ihnen versuchten Handlungen gesetzwidrig und kirchen- 
räuberisch seien (Allocution vom 20. Juni 1859); Du hast mit Fug und 
Recht erklärt, daß die Urheber dieser Missethaten kirchliche Strafen und Cen- 
suren verwirkt haben. (Apostolischer Brief vom 26. März 1860.) 
„Diese ernsten Worte aus Deinem Munde und diese bewunderungs- 
würdigen Handlungen müssen wir mit Hochachtung aufnehmen und noch- 
mals unsere volle Zustimmung aussprechen.“ 
Die Adresse ist von 264 Erzbischöfen und Bischöfen unterzeichnet, von 
denen 56 Frankreich, 34 Amerika, 33 Italien, 32 Spanien, 21 Oesterreich 
und den übrigen kathol. Staaten Deutschlands, 17 den britischen Inseln und 
Kanada, 10 dem Orient, 4 Belgien und Holland, 2 Polen und 2 Rußland 
angehören; 53 Bischöfe in partibus inlidelium vervollständigen die Zahl. 
22. Juni. Die bei Anlaß des Canonisationsfestes aus den verschiedenen Staaten 
Italiens nach Rom gekommenen Geistlichen überreichen dem h. Vater 
eine Adresse, in der sie in der feierlichsten Weise ihre Anhänglichkeit an den 
Papst-König aussprechen. 
3. Juli. Schreiben des Papstes an das Portugiesische Episcopat (s. unter 
Portugal). 
7. Sept. Das Römische Nationalcomité sucht die Römer durch ein Proclam im 
Sinne der Turiner Regierung über das mißlungene Unternehmen Gari- 
baldi's zu beruhigen. 
28. „ Der franz. Gesandte Lavallette verläßt Rom, um nicht mehr dahin zu- 
rückzukehren. -
	        
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