Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dritter Jahrgang. 1862. (3)

Griechenland. 347 
Triumvir Rufos sind die ersten, welche in Athen ihre Stimme für den eng- 
lischen Prinzen Alfred in die Wahlurne legen. 
7. Dec. Die Vertreter der drei Schutzmächte in Athen zeigen der provisori- 
schen Regierung officiell an, sie hätten auf telegraphischem Wege die Weisung 
erhalten, zu erklären, die drei Mächte seien darüber einig, daß die im Pro- 
tocolle von 1830 festgesetzten Bestimmungen in Kraft bleiben und England 
folglich auch für den Prinzen Alfred die ihm angetragene Krone nicht 
annehmen könnte. 
10. Dec. Eine Depesche der Englischen Regierung zeigt der proviso- 
rischen Regierung Griechenland's die Absendung des Herrn Elliot 
in specieller Mission an, und daß England geneigt sei, die jonischen 
Inseln unter gewissen Voraussetzungen an das Königreich Griechen- 
land abzutreten. * 
22. Dec. Die neugewählte Nationalversammlung tritt in Athen zusammen 
24. „ Der englische Specialbevollmächtigte Elliot trifft in Athen ein und über- 
ibt der provisorischen Regierung ein Memorandum der Englischen 
er bezüglich der eventuellen Abtretung der joni- 
en Inseln: 
„Es ist Ibrer Maj. ernster Wunsch, zur Wohlfahrt und zum Gedeihen 
Griechenland's beizutragen. Die Verträge von 1827 und 1832 sind ein 
Beweis von diesem Wunsch der brittischen Kront. Die provisorische Regie- 
rung Griechenland's hat, nach König Otto's Entfernung aus Griechenland, 
erklärt, daß sie die Sendung habe, für Griechenland die verfassungsmäßige 
Monarchie und friedliche Beziehungen zu allen anderen Staaten aufrecht zu 
halten. Wenn die neue Versammlung der Vertreter der griechischen Nation 
dieser Erklärung treu bleiben, die verfassungsmäßige Monarchie aufrecht 
halten, und jeden Angriff auf benachbarte Staaten vermeiden sollte, und falls 
sie einen Souverän erwählen sollte, gegen welchen kein wohlbegründeter Ein- 
wand zu erheben wäre, so würde Ihre Maj. in solchem Vorgehen eine Ver- 
heißung künftiger Freihcit und künftigen Glückes für Griechenland erblicken 
können. In solchem Falle wäre Ihre Maj., um die griechische Monarchie 
zu slärken, bereit, dem Senat und den Vertretern der jonischen Inseln an- 
zuzeigen, daß Ihre Maj. den Wunsch hegt, die Inseln mit der griechischen 
Monarchie vereinigt und einen einigen Staa mit Griechenland bilden zu 
sehen; und falls auch die jonische Legislatur diesen Wunsch zu erkennen ge- 
den sollte, so würde dann Ihre Maj. Schritte thun, um dafür die Zustim- 
mung der Mächte zu erlangen, welche den Vertrag, wodurch die sieben joni- 
schen Inseln mit den dazu gehörenden Eilanden als besonderer Staat unter 
die Schirmherrschaft der brittischen Krone gestellt wurden, mit unterzeichnet 
haben. Ich habe in meinen Mittheilungen über diesen Gegenstand den 
Auftrag sorgfältig zu verstehen gegeben, daß die Erwählung eines Prinzen, 
der das Sinnbild und der Vorläufer revolutionärer Unruhen oder einer ag- 
gressiven Politik gegen die Türkei wäre, jeden Verzicht auf Ihrer Maj. 
Schirmherrschaft über die jonischen Inseln verhindern würde. Ihrer Mcäj. 
Regierung vertraut, daß die griechische Versammlung, indem sie einen Herr- 
scher für Griechenland sucht, einen Prinzen zum König erwählen wird, von 
dem sich Rücksicht für die Religionsfreiheit, Achtung vor der verfassungs= 
mäßigen Freiheit und aufrichtige Friedensliebe erwarten lassen. Ein Prinz 
von solchen Eigenschaften wird sich dazu eignen, das Glück Griechenland's 
zu fördern, und wird mit der Freundschaft und dem Vertrauen Ihrer Maj. 
der Königin beehrt werden.“ 
 
	        
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