Bewegung der Börsencurse im Jahre 1862.
Auf die Londoner Börse hatte die Politik im Jahre 1862 nur einen
sehr geringen Einfluß. Das Jahr war ein geschäftsreiches und günstiges. Die
Massen von Geldern, welche in den Händen des Publikums, hauptsächlich wenn
auch nicht ausschließlich in Folge des ungemeinen Rückschlags der Baumwolleinfuhr
brach gelegt wurden, sanden während des ganzen Jahres eine lebhafte Beschäftigung
an der Börse und fast alle Essekten nahmen einen erheblichen Aufschwung. Das
Geschäft hatte im allgemeinen einen gesunden und soliden Charakter. Die Consols
standen am 1. Januar in Folge der noch unentschicdenen Trentaffaire auf 90/,
siegen nach Erledigung derselben auf 924 und schlossen am Ende des Jahres
mit 923.
Größeren Einfluß hatte die Politik, wie immer, auf die Pariser Börse.
Kurz vor dem Beginne des Jahres war Hr. Fould ins Finanzministerium berufen
worden. Man begrüßte ihn als den finanziellen Messias, der das Gleichgewicht
des Budgets herstellen, strenges Ausscheiden der ordentlichen und außerordentlichen
Ausgaben durchführen und durch Unisication des Staatsschuld das Niveau des
Kurses wieder heben sollte, welches seit dem Kaiserreiche von 86 auf 68 gefallen
war. Die erste Maßregel des neuen Finanzministers, dessen Projecte sich wesentlich
auf die Börse stützten, aus welcher er selbst hervorging, war die Unterdrückung
der Tourniquets, eine Maßregel, welche die 3% auf 70.25 hob. Da trat die Trent-
angelegenheit ein und die Rente siel sofort auf 67.60, dann sogar auf 66.95. So
stand sie bei Beginn des Jahres 1862. Die friedliche Beilegung jener Angelegenheit
bob die Rente Anfangs Januar wieder auf 68.50. Um diese Zeit hatte auch Hr.
Fould seinen finanziellen Bericht erstattet. Mit mehr Bedauern als Staunen er-
fuhr Frankreich — welchem man in offiziösen und offiziellen Blättern so viel von
der Prosperität der Nation und dem vortrefflichen Stande der Finanzen vorerzählt
hatte, wo man noch einige Tage vorher ein unabhängiges Preßorgan bestrafte, weil
es nicht in den allgemeinen Jubel stimmte — daß nur die Wahl blieb zwischen
einer neuen Anleihe und allerlei sinanziellen Combinationen, einer Erhöhung der Ab-
gaben und der Wiedereinführung der mit großem Gexränge abgeschafften Steuern,
um ein Desicit von 1 Milliarde 8 Millionen zu decken. Eines der Hauptmittel,
welches Hr. Fould vorschlug, um aus dieser Lage herauszukommen, war sein Con-
versionsproject. Es wurde mit auffallender Eile von der Regierung im gesetzgeben-
den Körper eingebracht und von diesem genchmigt; der Erfolg war jedoch ein
durchaus ungenügender und blieb es um so mehr, als sich, abgesehen von der
Unpopularität der Conversion selbst, nur zu bald auch der nachtheilige Einfluß der
mericanischen Expedition bemerklich zu machen anfing. Schon Anfangs Juli hatten
die Vorschüsse der Bank an den Staat sich von 30 wieder auf 60 Mill. vermehrt,
wie dieß in den Jahren 18/, der Fall war. Dieser im Programme des Hrn. Fould
nicht vorgesehene Fall, der auf die Verlegenheiten der Regierung und auf die großen
Opfer schließen ließ, welche für Merico gebracht wurden, konnte natürlich nicht ohne
Einfluß auf die Börse bleiben. Bis in den Herbst hinein war das Geschäft so
außerordentlich unbelebt, wie cs selbst in den Sommermonaten selten der Fall ist.
Die mericanische Expedition stand jeder Belebung entgegen. Umsonst wurden die