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paar Millionen nach Kräften betont, welche die Budget-Commission von den Staats-
ausgaben herunterhandelte, umsonst die 50 Millionen hervorgehoben, welche die
Steuern mehr eintrugen, die mericanische Expedition verschlang im Stillen damals
schon viel mehr. „Auch an der Börse war es still, aber diese Stille war in Wahr-
heit eine laute Protestation. Später wurde die Spekulation zwar wieder belebt,
aber nur durch den Einfluß des Crédit mobllier, nicht durch Verhältnisse solider
Natur. Im I. 1860 variirte die Rente zwischen 71.40 und 67.10, im J. 1861
zwischen 70.16 und 66.80. Im J. 1862 wurde sie künstlich auf 73 gehoben, siel
aber, sich selbst überlassen, wieder auf 68.50 und konnte sich seitdem nur vorüber-
gehend auf 70 erhalten. Am Ende des Jahres stand sie auf 69.50, also ungefähr
auf demselben Punktz wie zu Anfang des Jahres nach „Erledigung der Trent-
Angelegenheit. «
Einen noch größeren Einfluß als auf die Pariser äußerte die Politik im
J. 1862 auf die Wiener Börse. In der That kann man sagen, daß die Ent-
wicklung der finanziellen Verhältnisse Oesterreichs im J. 1862. die Geschichte der
finanziellen Regenerirung Oesterreichs ist, die der Kaiserstaat auf der Grundlage
verfassungsmäßiger Zustände bereits errungen hat. Schon zu Ende des J., 1861
hatte der Finanzbericht, den Hr. v. Plener dem Reichsrathe vorlegte; und die That-
sache, daß nur ein Defizit von 110 Mill. vorhanden war, daß der Finanzminister
ferner das Reich für fähig hielt, 33. Mill. davon durch Steuererhöhungen zu be-
decken und daß das Ganze ohne eine neue Anleihe aufgebracht werden sollte, das
Vertrauen wenigstens einigermaßen wieder erweckt. Es mußte aber noch mehr er-
reicht werden und wurde auch durch vereinte Bemühungen der Regierung und des
Reichsrathes erreicht. Durch Steuererhöhungen allein konnte das große Ziel, die
Herstellung des Gleichgewichts im Staatshaushalte, nicht erreicht werden. Erspa-
rungen mußten sich dazu gesellen und zwar Ersparungen im kostspieligsten Zweige
eines jeden Budgets, in den Armeeausgaben. Und hier hat das Abgeordnetenhaus
des Reichsrathes, dem die Regierung übrigens mit gutem Willen entgegenkam,
Außerordentliches geleistet. Die Volksvertretung hat das Verdienst, das österreichische
Armeebudget von 150 Mill., mit denen es im J. 1862 präliminirt war, auf
412,800,000 fl. im J. 1863 heruntergebracht zu haben. Damit war aber aller-
dings noch lange nicht alles gethan. Es galt den Hauptkrebsschaden zu beseiligen,
der am Marke der österreichischen Finanzen fraß, die Valutaschwankungen, welche
alle Privatbeziehungen störten und auch dem Staate enorme Kosten für die Be-
soldung der Armee und der Beamten im Venetianischen und die Zahlung der Zinsen
seiner Schuld auferlegten. Auch dieser große Erfolg wurde, soweit es in so kurzer
Zeit überhaupt möglich war, erreicht durch die in den letzten Tagen des Jahres
endlich glücklich vereinbarte Vankarte. Zu Anfang des Jahres 1862 stand das
Silberagio noch auf der entsetzlichen Höhe von. 141, am Schlusse desselben war es
auf 114 heruntergefallen. Zu gleicher Zeit war das laufende Deficit des Staats-
haushalts von 94 auf 62 Mill. heruntergebracht oder, wenn die erhöhten Steuer-
einnahmen des Vorjahres in Anschlag gebracht werden, sogar auf 50 Mill. Die
Hälfte dieses Defizits mun soll durch die beschlossenen Steuererhöhungen bedeckt wer-
den; für die andere Hälfte aber ist reichlich gesorgt, da die dritte. Emission der
1860er Loose, zur Verfügung steht. So ist wenigstens die Hoffnung da, daß die
noch immer vorhandene Lücke im Budget sich in Zukunft von selbst fülle, und für
das nächste Jahr rin Abgang im Staatshaushalte, die gleichen Verhältnisse voraus-
gesetzt, nicht mehr in Aussicht stehe.