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die Preußen. Am nächsten Morgen sahen wir sie unglücklicherweise von einer dreifach
überlegenen Macht umzingell und da wir auf keine Hülfe hosfen konnten, entschlossen
wir uns eine Capitulation anzunehmen, um nicht unnüßerweise das Vlut unserer
lapferen Soldaten zu vergießen. Sobald der Krieg zwischen Oesterreich und Preußen
seinem Ende zuzugehen schien, begaben wir uns nach Wien wo dle Friedensverband-
lungen soeben eröffnet würden und tichteten an Se. Maj. den König ron Preußen,
der sich in Nickolsburg befand, ein Schreiben, in welchem wir ihm unsern aus-
richtigen Wunsch ausdrückten, unsererseits in Friedensverhandlungen min ihm zu
treten. Gegen alle Gebräuche, welche zwischen Souveränen bestehen, wurde unser
Schreiben von Sr. Maj. dem König von Preußen nicht angenommen. Trotzdem
versuchten wir uns die Exhaltung unseres Königreichs durch alle Mittel, die in
unserer Macht standen, zu sichern. Wir waren sogar gencigk, uns unserer könig-
lichen Rechte zu Gunsten unseres vielgeliebten Sohnes und Kronerben, Sr. königl.
Hoheit des Prinzen Ernst August kür den Fall zu begeben, daß Preußen ihn un-
verzüglich in den Besitz der Krone des Königreichs Hannover setzen würde. Anderer-
seits ließen unsere kreuen Unterthanen die muthig der harten, willkürlichen und
despotischen Herrschaft, welche ihnen die preußische Verwaltung auferlegt halte, Wider-
stand leisteten, keine Gelegenheit rorübergehen zur Kundgebung ihres heißen
Wunsches, unler einer Dynastie zu verbleiben, welche ihnen theuer ist, die mit ihnen
seit tausend Jahren das Schicksal des Landes getheilt und die alle Anstrengungen
gemacht hat, dessen Gedeihen zu sichern und dessen Wohlfahrt zu befestigen. Ver-
gebliche Anstrengungen! Se. Maj. der König von Preußen hat, nachdem er unser
Königreich auf eine heimtückische Weise occupirt halte, geglaubt, von demselben definitir
Besitz ergreisen zu können und hat es am 20. Sept. d. J. als seinen Staaken ein-
verleibt erklärt. Der einzige Grund, welchen die preußlische Regierung zur Recht-
sertigung dieses in den Annalen der Geschichte Deutschlands unerhörten Actes der
Willkür anführt, ist derjenige, welchen sie in dem Rechte der Eroberung zu finden
glaubt. Aber das Recht der Eroberung setzt einen Krieg nach den Principien des
Völkerrechts voraus. Allein es gab niemals zwischen uns und dem König von
Preußen einen solchen Krieg. Er konnte auch, wie wir es schon oben gesagt, nach
den Grundgesetzen des deutschen Bundes gar nicht statthaben und hätte moralisch
unmöglich sein sollen von Seiten eines nahen Verwandten, eines befreundeten Son-
verains, eines deutschen Fürsten. Wir befanden uns daher einsach und klar in dem
Fall einer rechtmäßigen Vertheidigung gegen einen Angriff, den nichts rechtserligte
und den wir nicht hervorgerusen haben.
„Angesichts der angeführten Thatsachen protestiren wir lant und seierlich gegen
die nicht zu rechtfertigende Invasion in unser Land, die sich die Armeecorps drs
Königs von Preußen am 15. Juni und den solgenden Tagen erlaubt haben; gegen
die Occupalion unseres Königreichs durch diese Truppen; gegen die Usurpatien
unserer Rechte und Prärogative, welche die Agenten Preußens verübt haben und
nech weiter verüben könnten; gegen die Beschädigungen an unserem Eigenthum,
unseren Einkünften und Gükern jeglicher Natur, welche wit und unser königliches
Haus von Preußen erlitten und noch weiter erleiden würden; gegen die Beraubung,
welche der hannoversche Staatsschatz unter der preußischen Verwaltung erfahren und
noch ferner erfahren würde; gegen die Verfolgungen, Verluste und Benachtheili-
gungen, denen unsere treuen Unterthanen in Folge der ungerechten und ungesetzlichen
Tcte der Verwaltung des Königs von Preußen ausgesetzt waren oder in der Folge
werden könnten; gegen die Hindernisse, welche die genannte Verwaltung auf brutale
Weise den Kundgebungen unserer vielgeliebten Unterthanen für die Erhaltung unserer
Drnastie und der Unabhängigkeit Hannovers in den Weg gelegt hat, während sie
durch die unlautersten Kunstgriffe Kundgebungen im enkgegengesetzten Sinne hervor-
gerufen und begünstigt hat; gegen den bösen Willen des Königs von Preußen, welcher
die Schritte zurückgewiesen hat, die wir bei ihm oder seiner Regierung gemacht oder
zu machen besohlen, um den Frieden zwischen uns herzustellen. Schließlich pre-
testiren wir vor allem Angesichts der ganzen Welt gegen die Besitzergreifung unseres
Käönigreichs und dessen Elnverleibung in Preußen, welche als endgültig vollzogen