Deutschland. 37
Augenblicke, von ihrer Erfolglosigkeit abgesehen, nur neue Gefahren
heraufzubeschwören geeignet ist“.
22. Jan. (Holstein). Die Polizei von Altona verbietet die auf den
folgenden Tag dahin angesagte Massenversammlung.
23. „ (Holstein). Die Polizei von Altona nimmt gegen die Zusage,
daß die Massenversammlung keine förmlichen Resolutionen fassen
werde, ihr Verbot zurück. Die Versammlung findet demnach statt
und es nehmen an derselben 3— 4000 Männer aus sämmtlichen
Bezirken beider Herzogthümer Theil. Resolutionen werden keine
gefaßt, aber von allen Rednern wird die Einberufung einer schles-
wig-holsteinischen Ständeversammlung energisch gefordert und von der
ganzen Versammlung wird die Forderung laut unterstützt. Dem
,,rechtmäßigen, geliebten Fürsten Herzog Friedrich“ wird ein dreima-
liges Hoch ausgebracht. Auch mehrere süddeutsche politische Notabi-
litäten nehmen an der Versammlung Theil, namentlich Metz, Mit-
glied des 36er Ausschusses und des Nationalvereins-Ausschusses, der
der Versammlung den Gruß Süddeutschlands überbringt. Der Ver-
lauf der ganzen Versammlung ist übrigens ein durchaus ruhiger.
24. „ (Preußen). Graf Bismarck spricht zum ersten Mal auf eine
Bemerkung des franz. Gesandten, was er im Falle einer österr.
Berufung der holsteinischen Stände thun würde, aus: „Ich würde
ein deutsches Parlament berufen“.
„ „ (Kurhessen). Wiederzusammentritt der Ständeversammlung. Der
bleibende landständische Ausschuß constatirt neuerdings den andauern-
den Stillstand des Staatslebens durch Schuld der kurfürstl. Re-
gierung. Dieselbe hat dem Landtage auch jetzt wieder keine Vor-
lage zu machen.
26. „ (Preußen). Graf Bismarck richtet eine Depesche an das österr.
Cabinet, in der er das ganze politische Regierungssystem Oesterreichs
in Holstein einer einschneidenden Kritik von seinem Standpunkte un-
terzieht, dasselbe für eine Schädigung der „conservativen“ Interessen
und für eine Verletzung der bisherigen gemeinsamen „anti-revolutio-
nären“ Politik beider Regierungen erklärt und, wofern Oesterreich
darauf beharre, einen Bruch der bisherigen Allianz in Aussicht stellt:
Siehe die vollständige Depesche Ergänzungsheft S. 5 u. fgg.
27. „ (Oesterreich u. Preußen) verständigen sich mit Dänemark
über eine Aversalsumme behufs Entschädigung der aus den Herzog-
thümern vertriebenen dänischen Beamteten.
„ „ (Schleswig). Die Herren Römer, Hancken Elzen, Thomsen
und Graf Roderich Baudissin (Mitglieder der früheren schleswig'schen
Ständeversammlung) richten an den Gouverneur Gen. Manteuffel
eine gleichlautende Petition um Einberufung der schleswig'’schen
Stände. Ablehnende Antwort Manteuffels.
Die Petition nebst der Antwort Manteuffels s. im Ergänzungsh. S. 7 u. fgg.