38 Deutschland.
27. Jan. (Bayern). Der Magistrat von Augsburg beschließt einstim-
mig, eine dringende Vorstellung an den König bezüglich endlicher
Bestätigung des neugewählten (liberalen) Bürgermeisters Fischer.
29. „ (Preußen). Der preuß. Gesandte in Florenz überreicht dem
Könige Victor Emanuel den schwarzen Adlerorden.
„ „ (Preußen). Die erste Abtheilung des Criminalsenates des
Berliner Kammergerichts beschließt, den auf diesen Tag angesetzten
Termin in dem Staatsprocesse gegen den Redacteur May in Altona
aufzuheben und den Angeklagten zu dem neu anzuberaumenden Ter-
mine verhaften und nach Berlin transportiren zu lassen.
30. „ (Holstein). XIX Mitglieder der Ritterschaft, an ihrer Spitze
Hr. v. Scheel-Plessen, richten eine Adresse an den Grafen Bismarck
für Personalunion der Herzogthümer mit Preußen und gegen die
österr. Verwaltung Holsteins.
Siehe Ergänzungsheft S. 3 u. fg.
„ „ (Bayern). Die Deputation von Vertrauensmännern aus Schwa-
ben und Franken (vergl. Jahrgang 1865 XII 17, 20 u. 27)
wird vom Könige nicht zur Audienz zugelassen:
„Ich beauftrage Sie, der Deputation bei ihrem Erscheinen kund zu geben,
daß ich die verfassungsmäßige Volksvertretung als das Organ betrachte, durch
welches das Land zu mir spricht, und daß ich deßhalb ihr Vorbringen anzu-
hören nicht in der Lage sei.“
Bürgermeister Fischer von Augsburg wird dagegen gleichzeitig
endlich bestätigt.
31. „ (Holstein). 31 Mitglieder der holstein'schen Ständeversamm-
lung richten eine Petition um Einberufung der Stände an den
österr. Statthalter v. Gablenz. Dieselbe wird mit Rücksicht auf das
Rescript des Statthalters v. 11. d. M. nicht ihm, sondern der Lan-
desregierung übergeben, von dieser jedoch nicht angenommen.
Das Aktenstück findet sich im Ergänzungsheft S. 9 u. fg.
— „ (Baden). Die Regierung verständigt sich mit einem Vertreter
der erzbischöflichen Curie über den neuen Schulgesetzentwurf. Die
Curie desavouirt jedoch schließlich ihren Vertreter.
— Febr. (Holstein). Der österr. Statthalter v. Gablenz lehnt das
Begehren des Berliner Kammergerichts um Auslieferung des Re-
dacteurs May ab und weist dasselbe an das Altonaer Magistratsgericht.
5. „ (Kurhessen). Die Ständeversammlung wird bis zum 1. März
vertagt. Der Präs. Nebelthau schließt die Sitzung mit der Erklärung:
„Von allen den Hoffnungen, womit wir ein volles Jahr hingehalten wor-
den sind, wage ich nur eine auszusprechen, daß die Herren Minister nicht
etwa mit dem Landtage spielen. Am 1. März muß es sich nun zeigen, ob
wir seit dem 1. Juli v. Js. auch nur um einen Schritt weiter gekommen
sind, trotz einer dreimaligen Vertagung. Am 1. März muß es sich zeigen,
ob noch Wahrheit zwischen uns besteht. Die Wünsche aller treuen Vater-
landsfreunde gehen freilich weiter, und an uns soll es am Wenigsten fehlen,
an unserer treuen Pflichterfüllung, an unserer Ausdauer gewiß nicht, um
endlich das zu erreichen, was dem Vaterlande noth thut.“