Full text: Europäischer Geschichtskalender. Siebenter Jahrgang. 1866. (7)

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die, an ihrer Lebensfähigkeit verzweifelnd, sich darein ergeben, das Recht zum 
Mitsprechen beim Friedensschlusse zu verscherzen. Bayern im Bewußt- 
sein des Werthes seiner Selbsterhaltung, ist entschlossen zur 
That. Unter der Führung Ew. königl. Maj. wird es getreu dem Gebote 
der Pflicht und der Ehre auf der Seite des Rechtes stehen, bereit, legale 
Bundesbeschlüsse mitzuvollziehen und unter allen Umständen den heiligen 
Boden des Vaterlandes, die Rechte der deutschen Nation, die eigene Selbst- 
ständigkeit und jene pflichttreuer Bundesgenossen mannhaft zu schirmen. Die 
Stellung, welche Bayern im Interesse Deutschlands einzunehmen hat, fordert 
die höchste Entwickelung seiner Wehrkraft. Diese ist neben thunlichster Scho- 
nung der Steuerkraft und der volkswirthschaftlichen Interessen nur in einem 
Wehrsysteme möglich, welches das ganze waffenfähige Volk kriegstüchtig macht. 
Wir vertrauen zu der allerhöchsicn Fürsorge, daß, sobald es die Zeitverhältnisse 
erlauben, der Uebergang zu einem solchen System im gesetzlichen Wege ein- 
geleitet werde. Die zugesicherten Gesetzesvorlagen werden wir gewissenhaft 
prüsen und die zum Schutze des Vaterlandes erforderlichen Mittel zur Ver- 
fügung stellen. Stark im Bemußtsein des redlichen Willens und der guten 
Sache erhoffen wir deren endlichen Triumph von dem höchsten Lenker der 
Weltgeschicke, der ein Gott der Gerechtigkeit ist. Da Fürst und Volk in 
gegenseitigem Vertrauen und im Entischlusse gewissenhafter Pflichterfüllung 
zusammenstehen, wird sich Vaterlandsliebe und Hingebung für den Monarchen 
aufs Neue als Erbgut des bayerischen Volkes bewähren. Die Opferwillig- 
keit des Volkes, die Treue und Tapferkeit des bayerischen Heeres werden auch 
in dieser Gefahr die Probe bestehen.“ 
Entwurf der vereinigten Linken: „.. Daß sich die Regierungen 
der mächtigsten Bundesstaaten, daß sich jene trefflichen Heere, deren Tapfer- 
keit die Schutzwehr Deutschlands sein sollte, kampfgerüstet gegenüberstehen, 
ist doppelt zu beklagen, wenn man auf den Anlaß des Zerwürfnisses blickt. 
Denn die unverantwortlichste Nichtachtung des Rechtes der Schleswig- 
Holsteiner und das hartnäckige Bestreben der preußischen Regierung, wider 
den Willen der Bevölkerung die Herrschaft in den Herzogthümern an sich zu 
reißen, hat aufs Neue den Beweis geliefert, daß in Deutschland die Funda- 
mentalsätze der Volksfreiheit und des öffentlichen Rechtes noch immer nicht 
festgewurzelt und vor gewaltsamer Anfechtung sicher gestellt sind. Die eif- 
rigen Bemühungen Ew. königl. Maj. für Erhaltung des Friedens wird das 
Land mit Dank anerkennen. Nicht immer ist der Friede das höchste Gut; 
allein aus dem Kampfe, den jetzt die frivole Politik der preußischen 
Regierung auf deutschem Boden zu entzünden droht, würde nur unbe- 
rechenbares Unheil entspringen. Nicht auf neuen Grundlagen geeinigt, son- 
dern im Innersten zerklüftet, zerspalten und geschwächt, würde Deutschland 
aus demselben hervorgehen. In diesem Augenblicke wird der Versuch unter- 
nommen, durch eine freie Vereinbarung der europäischen Mächte den Frieden 
zu sichern. Wir dürsen die zuversichtliche Erwartung aussprechen, daß der 
Vertreter des Bundes, der an diesen Berathungen Theil nimmt, jedem Vor- 
schlage seine Zustimmung verweigert, durch welchen den Herzogthümern Ge- 
walt angethan oder die Frage der Bundesverfassung, die ganz allein zwischen 
der deutschen Nation und ihren Regierungen geordnet werden muß, vor das 
Forum des Auslandes gezogen würde. Mit E. k. M. erblicken wir in der 
Reform des Bundes die einzige dauernde Friedensbürgschaft. 
Die Haltlosigkeit der bestehenden Bundesverfassung ist in feierlichen Erklä- 
rungen von den deutschen Fürsten anerkannt, die Ereignisse der jüngsten 
Jahre haben ihren inneren Zerfall vor aller Welt blosgelegt. Es ist hoch 
an der Zeit, jene Verheißungen endlich zur Wahrheit zu machen, welche dem 
deutschen Volke so oft gegeben und noch immer nicht erfüllt sind. Es darf 
nicht länger gezögert werden, der bestehenden Bundesgewalt eine National- 
vertretung an die Seite zu stellen, leren erste Aufgabe die Neugestaltung der
	        
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