Full text: Europäischer Geschichtskalender. Elfter Jahrgang. 1870. (11)

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Preusien und der norddeutsche Pund. 
Rußland, Baden, Bayern, Belgien, Hessen, Italien, Sachsen, der Türkei, 
Württemberg, welche das Original gesehen, die Handschrift erkannt haben. 
In dem Artikel I hat Graf Benedetti gleich bei der ersten Vorlesung auf den 
Schlußpassus verzichtet und ihn eingeklammert, nachdem ich ihm bemerkt hatte, 
daß derselbe eine Einmischung Frankreichs in die inneren Angelegenheiten 
Deutschlands voraussetze, die ich auch in geheimen Actenstücken nicht einräumen 
könnte. Aus eigenem Antriebe hat er eine weniger bedeutende Correctur des 
Artikels II in meiner Gegenwart am Rande vorgenommen. Lord Aug. Lof- 
tus habe ich am 24. c. von der Existenz des fraglichen Aktenstückes mündlich 
unterrichtet und auf seine Zweifel ihn zu persönlicher Einsicht desselben ein- 
geladen. Ex hat am 27. d. M. von demselben Kenntniß genommen und sich 
dabei überzeugt, daß es von der Handschrift seines früheren französischen Col- 
legen ist. Wenn das kaiserliche Cabinet Bestrebungen. für welche es seit 1864, 
zwischen Versprechungen und Drohungen wechselnd, ohne Unterbrechung be- 
müht gewesen ist, uns zu gewinnen, heute ableugnet, so ist das Angesichts der 
politischen Situation leicht erklärlich.“ 
29. Juli. Eine öffentliche Erklärung Benedetti's behauptet, die Versuchun- 
30. 
31. 
Ende 
gen bez. Belgiens seien nicht von Frankreich, sondern vielmehr von 
Preußen ausgegangen und er, Benedetti, habe den von der Times 
enthüllten Vertragsentwurf „gewissermaßen unter dem Dictat Bis- 
marcks“ geschrieben. Der Kaiser habe die Propositionen beständig 
abgelehnt (s. Frankreich). Die Erklärung Benedetti's ruft selbst in 
Frankreich nur Spott hervor. 
„ (Der Krieg). Nachdem schon seit einigen Tagen an der 
Grenze zwischen den beiderseitigen Vorposten hin und her geplänkelt 
worden ist, greift eine französische Infanteriecolonne mit Artillerie 
Saarbrücken an, wird aber trotz ihrer bedeutenden Ueberlegenheit 
zurückgeschlagen. « 
»(Preußen).DerKöniggehtvonBerlinzurArmeeab,in- 
dem er einen Amnestie-Erlaß verheißt: 
„An mein Volk! Indem ich heute zur Armee gehe, um mit ihr für 
Deutschlands Ehre und für die Erhaltung unserer höchsten Güter zu kämpfen, 
will ich im Hinblick auf die einmüthige Erhebung meines Volkes eine Am- 
nestie für politische Verbrechen und Vergehen ertheilen. Ich habe das Staats- 
ministerium beauftragt, mir einen Erlaß in diesem Sinne zu unterbreiten. 
Mein Volk weiß mit mir, daß der Friedensbruch und die Feindschaft wahr- 
haftig nicht auf unserer Seite war, aber herausgefordert, sind wir entschlossen, 
gleich unsern Vätern und in fester Zuversicht auf Gott den Kampf zu bestehen 
zur Errettung des Vaterlandes!“ 
„ (Der Krieg). Dänemark, Italien, England, Oesterreich und 
Nußland haben ihre Neutralität in dem bevorstehenden Kriege zwi- 
schen Frankreich und Deutschland erklärt. Frankreich und Deutsch- 
land stehen sich allein gegenüber. Frankreich zieht alle seine 
Streitkräfte, auch die bisher zur Occupation Roms verwendeten an 
sich und stellt nur an der spanischen Grenze ein Observationscorps 
auf; die ganze übrige Armee ist an der deutschen Grenze concen- 
tkirt. Deutschland hat weder an der österreichischen, noch an der 
russischen Grenze ein Beobachtungscorps aufgestellt: seine sämmtlichen 
Streitkräfte sind an der französischen Grenze zusammengezogen. Dic 
Besorgniß, daß Frankreich, seinen anfänglichen Vorsprung benützend,
	        
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