Preußen und der norddeutsche Bund. 99 
noch vor vollendeter Aufstellung der deutschen Armeen in Süddeutsch— 
land einbrechen werde, ist verschwunden. Die Ankunft der franzö- 
sischen Flotte in der Nord= und Ostsee wird gewärtigt, indeß mit 
ziemlicher Ruhe, da man schon weiß, daß sie vorläufig wenigstens 
kein Landungscorps mitbringt und Dänemark wenigstens zunächst 
Neutralität wahren will. 
2. Aug. (Der Krieg). Drei französische Divisionen unker General 
Frossard greifen im Beisein des Kaisers und des kaiserlichen Prinzen 
das kleine preußische Detachement in Saarbrücken (3 Comp. Jufan- 
terie und 1 Escadron Husaren) neuerdings an und beschießen die 
offene Stadt mit 23 Geschützen. Erst nach mehrstündigem Kampfe 
räumen die Preußen die Stadt. Charakteristische Telegramme über 
diesen ersten Erfolg der franz. Waffen nach Paris. 
Der König von Preußen erläßt von seinem vorläufigen Haupt- 
quartier Mainz aus eine Proclamation 
„An die Armee! Ganz Deutschland steht einmüthig in Waffen gegen einen 
Nachbarstaat, der uns überraschend und grundlos Krieg erklärte. Es gilt die 
Vertheidigung des bedrohten Vaterlandes, unserer Ehre und unseres eigenen 
Hcerdes. Ich übernehme heute das Commando über die sämmtlichen Armeen 
und ziehe getrost in einen Kampf, den unsere Väter in gleicher Lage einst 
ruhmvoll bestanden. Mit mir blickt das ganze Vaterland vertrauensvoll auf 
euch. Gott der Herr wird mit unserer gerechten Sache sein."“ 
„ (Preußen). Der König erläßt „aus Anlaß der patriotischen 
Einmüthigkeit, mit welcher Unser Volk sich zu dem uns jetzt auf- 
gedrungenen Kampfe erhoben hat“, von seinem Hauptquartier Mainz 
aus eine sehr umfassende Amnestie. 
„ (Der Krieg). Die deutschen Armeen ergreifen die Offensive 
gegen Frankreich. Die dritte Armee erstürmt unter dem Kronprin- 
zen von Prcußen Weißenburg und den dahinter liegenden Geis- 
berg. Glänzender, aber blutiger Sieg. 
„ (Nordd. Bund). Eröffnung des Bundes-Oberhandelsgerichtes 
in Leipzig. 
„ (Der Krieg). Schlachten bei Wörth und bei Spicheren. In 
jener wird die französische Armee unter dem Marschall Mac Mahon, 
in dieser das Armeecorps des französischen Generals Frossard voll- 
ständig geschlagen. Die ganze französische Armee, auf beiden Flü- 
geln geschlagen, macht Kehrt und tritt den Rückzug in das Innere 
von Frankreich an. 
„ (Der Krieg). Marschall Bazaine übernimmt den Oberbefehl 
über die französische Armee, die sich vor Metz concentrirt, der Kai- 
ser begibt sich zu ihm ins Hauptquartier. — Zusammentritt der 
französischen Kammern in Folge der Niederlagen von Weißenburg, 
Wörth und Spicheren. Ein Versuch, das Kaiserthum zu stürzen, 
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