106 Preußen und der norddeutsche Pund.
un unterbrochener Vorrückung nach Paris begriffen; Chalons ist von
ihnen besetzt, und ihre Spitzen reichen bis Epernay.
27. Aug. (Der Krieg). Die dritte unter dem Kronprinzen von Preußen
stehende Armee macht, von dem Zuge des Marschalls Mac Mahon
unterrichtet, in ihrem Marsche auf Paris plötzlich eine Schwenkung.
Zusammenkunft zwischen dem König und dem Kronprinzen in Bar
le Duc. Der König verlegt sein Hauptquartier von Bar le Duc
nach Clermont in der Argonne und von da weiter nach Varennes.
Die Armee des Marschalls Mac Mahon soll sowohl von Metz, als
von Paris abgeschnitten werden. Die vierte deutsche Armee unter
dem Kronprinzen von Sachsen hat mit der französischen Armee unter
Mac Mahon bereits Fühlung gewonnen: siegreiches Cavalleriegefecht
bei Buzanch.
Im norddeutschen Bunde werden drei neue Reservearmcen ge-
bildct, eine am Rhein unter dem Großherzog von Mecklenburg,
eine zweite bei Berlin unter dem General v. Canstein und eine
dritte bei Glogau unter dem General v. Löwenfeld.
28. „ (Der Krieg). General Trochu, der Gouverneur von Paris.
befiehlt die vollständige Austreibung aller noch in Paris gebliebenen
Deutschen binnen drei Tagen.
29. „ (Der Krieg). Die Thionville mit Paris verbindende Eisen-
bahn ist zwischen Thionrille und Mezieères bereits an zwei verschie-
denen Stellen durch deutsche Detachements unterbrochen.
30. „ (Der Krieg). Schlacht bei Beaumont: die Franzosen unter
Mac Mahon werden angegriffen, geschlagen und von Beaumont bis
über die Maas bei Mouson zurückgetrieben. Mac Mahon ist von
Bazaine und Metz bereits abgeschnitten.
„ „ (Preußen). Eine durch Oberbürgermeister Seydel, v. Unruh
und Löwe-Calbe berufene Versammlung in Berlin beschließt einen
Aufruf an das deutsche Volk behufs einer Adresse an den König
für Herstellung eines „einigen Reichs und geschützter Grenzen“:
„Aufruf an das deutsche Volk. Während der bewaffnete Theil des
Volkes auf fremdem Boden den uns zugedachten Angriff abwehrt und seinen
Siegeslauf mit seinem Herzblut besiegelt, rüstet sich die Diplomatie fremder
Mächte, uns im entscheidenden Zeitpunkte die Bedingungen des Friedens auf-
zuerlegen. Schon einmal nach den glorreichen Kämpfen von 1813, 1814 und
1815 ist das deutsche Volk durch fremde Mißgunst um den vollen Lohn seiner
Siege, um die Erfüllung seiner heißesten Wünsche betrogen worden. Der be-
siegte Feind wurde über sein eigenes Erwarten geschont und begünstigt, die
deutschen Grenzen blieben gefährdet und der erneuten Angriffslust ausgesetzt;
statt der Einheit des deutschen Reiches wurde uns die Schwäche des alten
Bundes auferlegt. Ein halbes Jahrhundert hat Europa im bewaffneten
Frieden die Schuld der Diplomatie gebüßt. Während jetzt die gleiche Gefahr
droht, darf das deutsche Volk nicht schweigen. Die Welt muß erfahren, daß
Herrscher und Volk entschlossen sind, nachzuholen, was 1815 uns vorenthalten
worden ist: ein einiges Reich und geschützte Grenzen. In der nachstehenden
Adresse an Se. Maj. den König haben wir den einfachen Ausdruck unserer