Full text: Europäischer Geschichtskalender. Elfter Jahrgang. 1870. (11)

Preuien und der norddeutsche Pund. 107 
Gesinnungen niedergelegt. Mögen die Unterschriften aus dem gesammten 
Deutschland darthun, daß wir die Gesinnungen des ganzen Volkes wieder- 
geben. Berlin, 30. Aug. 1870.“ 
Adresse an den König: „Um Cw. Moaj. und deren Verbündete schaarte 
sich, als der Krieg unvermeidlich war, einmüthig die Nation. Sie gelobte 
treu auszuharren in dem Kampfe für die Sicherheit, Einheit und Größe des 
deutschen Vaterlandes. Gott hat die Waffen gesegnet, welche für die gerechte 
Sache mit unübertroffener Tapferkeit geführt werden. Mit Strömen des 
edelsten Blutes sind die Siege errungen worden, doch unerwartet schnell haben 
sie dem vorgesteckten Ziele uns nahe gebracht. Gewaltige Anstrengungen 
stehen noch bevor; das deutsche Volk ist zu jedem Opfer entschlossen, welches 
den höchsten nationalen Aufgaben gewidmet ist. Aber in der Mitte der ern- 
sten und gehobenen Stimmung werden wir beunruhigt durch die immer 
wiederkehrenden Berichte, daß fremde Einmischung, die doch die Schrecken des 
Kriegs nicht abzuwenden wußte, jetzt bemüht sei, den Preis unserer Kämpfe 
nach ihrem Ermessen zu begrenzen. Das Andenken an die Vorgänge nach 
der glorreichen Erhebung unserer Bäter lebt frisch in unserm Gedächtniß, und 
mahnt Deutschland, daß es die Forderungen seiner Wohlfahrt allein berathe. 
Darum nahen wir Ew. Maj. abermals mit dem Gelöbniß: treu auszuhar- 
ren, bis es der Weisheit Ew. Maj. gelingt, unter Ausschluß jeder fremden 
Einmischung, Zustände zu schaffen, welche das friedliche Verhalten das Nach- 
barvolkes besser als bisher verbürgen, die Einheit des gesammten deutschen 
Reiches begründen und gegen jede Anfechtung sicher stellen.“ 
31. Aug. (Der Krieg). Zweiter Schlachttag vor Sedan: die Deut- 
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schen gehen über die Maas und drängen die ganze französische 
Armee mit Mac Mahon und dem Kaiser um Sedan zusammen. 
Marschall Bazaine, der mit seiner ganzen Armee aus Metz nach 
Norden durchzubrechen versucht, wird durch die Schlacht bei Noisse- 
ville in die Festung zurückgeworfen. 
„ Conferenz deutscher Bischöfe in Fulda. Dieselben, worunter auch 
eine Anzahl der Bischöfe der Concils-Minderheit, beschließen, sich dem 
neuen Unfehlbarkeitsdogma selber zu unterwerfen und die Unter- 
werfung von ihren Angehörigen zu erzwingen. Es wird ein gemein- 
samer Hirtenbrief berathen und festgestellt und beschlossen, daß auch die 
nicht erschienenen Bischöfe eingeladen werden sollen, demselben beizutreten. 
Protokoll der Conferenz: „Der von Seiten des Erzbischofs von 
Köln ergangenen Einladung zufolge hatten sich außer demselben der Erzbischof 
von München und die Bischöfe von Fulda, Mainz, Regensburg, Eichstätt und 
Ermland, der Erzbisthumsverweser von Freiburg und der Weihbischof von 
Münster als Vertreter des dortigen Capitularvicars in Fulda zu einer ge- 
meinschaftlichen Berathung hinsichtlich der erforderlichen und geeigneten Schritte 
gegen die vielfach in Deutschland sich kundgebende Opposition gegen die Be- 
schlüsse des vaticanischen Concils versammelt. Die Berathung wurde einge- 
leitet durch eine Mittheilung des Inhalts derjenigen Schreiben, welche von 
Seiten der nicht erschienenen Bischöfe eingelaufen waren, und welche bekundeten, 
daß in verschiedenen Diöcesen die Opposition und die dadurch hervorgerufene 
Aufregung der Geister eine heftige, mit schismatischen und kirchenfeindlichen 
Tendenzen verbundene ist. In einem dieser Schreiben fand sich auch die be- 
reits durch mehrere Zeitungen verbreitete Bemerkung vor, daß die Bischöfe 
der Minderheit zu Rom sich dahin verbunden hätten, mit der Veröffentlichung 
der Concilsbeschlüsse in ihren Diöcesen nicht eher vorzugehen, als bis darüber 
cine vorgängige Berathung und Verständigung unter ihnen stattgefunden
	        
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