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Preußen und der norddeutsche Vund. 141
einen langen und schweren Kampf: des Volkes Herzen und Gedanken sind bei
unsern Kriegern. Aber Gottes Gnade hat es gefügt, daß der vaterländische
Boden vom Feinde frei geblieben ist, und daß wir, neben der Erfüllung der
unmittelbaren Anforderungen des Augenblicks, die Fürsorge für die regel-
mäßige Ordnung des Staatswesens nicht ruhen zu lassen brauchen. Inmitten
der sich drängenden großen Ereignisse der Zeit durfte die Staatsregierung
zwischen dem Endpunkte der Legislaturperiode und der Bildung eines neuen
Abgeordnetenhauses keinen Zeitraum eintreten lassen, in welchem sie außer
Stande gewesen wäre, den Landtag der Monarchie um sich zu versammeln.
Zwar ist ein erheblicher Theil der Wahlberechtigten durch die Einberufung zu
den Fahnen von der wirksamen Betheiligung an den Wahlen auzsgeschlossen
gewesen: allein in dieser Zeit, wo ein Geist und ein Pulsschlag die Söhne
Preußens in der Heimath und im Felde belebt, konnte das unvermeidliche
Fernbleiben eines Theils der Wähler auf das Ergebniß der Wahlen von
keinem wesentlichen Einflusse sein Die Staatsregierung hält es für ihre
Pflicht, dem Landtage den Staatshaushalts-Etat für das Jahr 1871 so früh-
zeitig, als die Verhältnisse es gestatteten, zur Beschlußnahme vorzulegen. Die
wichtigen Aufgaben der inneren Reformgesetzgebung, welche die Landesvertre-
tung zum Theil bereits beschäftigt haben, müssen vor den außerordentlichen
Ereignissen, welchen die ganze Aufmerksamkeit der Nation zugewendet ist, vor-
übergehend zurücktreten. Die Staatsregierung wird dieselben nach der Rück-
kehr des Friedens und mit der Zuversicht wieder aufnehmen, daß der versöh-
nende Geist, welcher in dieser Zeit mächtig erwachter Vaterlandsliebe die
Schroffheit sonstiger Gegensätze ausgleicht, auch die Lösung jener Aufgaben
erleichtern werde. Indem Sie, meine HH., an Ihre Arbeit gehen, werden
Sie sich mit uns in dem Wunsche vereinigen, daß Gott unsern königl. Herrn
bald mit dem Kranze des Siegers und der Palme des Friedens zurückkehren
lassen, und daß der Frieden uns und künftigen Geschlechtern in Preußen und
in ganz Deutschland reichen Segen bringen möge.“
Dez. (Luxemburg). Die Regierung sucht sich gegen die Beschwer-
den der preußischen Note vom 3. Dezember wegen zahlreicher Ver-
letzungen der Neutralität in einer sehr einläßlichen Antwort möglichst
zu vertheidigen.
„ (Der Krieg). Ungeheure Munitionssendungen wälzen sich
aus Deutschland nach Paris behufs eines Bombardements desselben.
„ (Preußen). Abg.-Haus: v. Forkenbeck wird fast einstimmig
wieder zum Präsidenten gewählt. Bei der Wahl der Vicepräsidenten
fallen circa 70 Stimmen auf Candidaten der specifisch katholischen
Richtung. Die Regierung legt das Budget für 1871 vor. Das-
selbe reproducirt im Wesentlichen die Ansätze von 1870 und schließt
ohne Deficit.
„ (Nordd. Bund). Die Subseriptionen auf die neuen Schatz-
anweisungen des Bundes (von dem durch den Reichstag bewilligten
zweiten Kriegscredit von 100 Mill. Thlrn.) ergeben in Deutschland
mehr als das vierfache, in England fast das dreifache der von der
Bundesregierung zur Zeichnung gebrachten Summe.
„ (Preußen). Abg.Haus: Die nationalliberale. Partei setzt die
Berathung des Budgets im Plenum wie bisher durch gegen die
Stimmen der Fortschritts= und der kath. Partei, die für Commissions-
berathungen stimmen.